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    Abenteurer Avatar von Zarra
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
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    Basislager

    Es war endlich vorbei.
    Zarra schaute auf ihre zitternden Hände, während sie auf einem Baumstumpf im Basislager saß. All das, was in den letzten Stunden geschehen war, und sich auf den bereits viel zu riesigen Komposthaufen erlebter Schrecken gestapelt hatte, würde eine lange Zeit des Verarbeitens erfordern.
    Sie schaute zu, wie immer mehr des erstaunlich langen Zuges der Jagdgesellschaft des Waldvolks ins Basislager zog. Sie war unter den ersten gewesen, die zurückgekehrt war, während viele Verletzt und einige sogar gefallen waren. Mehrere Tragen hatte es gebraucht, doch Zarra konnte das Ende des Trosses sehen. Ihre Großmutter hatte sie jedoch nirgends im Lager finden können, auch beim nördlichen Tempel war sie nicht gewesen. Das Mädchen war lediglich dem Aufruf gefolgt, dass alle, die das Mal trugen, mitkommen mussten. Es war beängstigend gewesen. Dieses Ungetüm, was alle Herr des Sumpfes genannt hatten. Der unheimliche Schamane mit der Maske, der sie verraten hatte. All die entstellten Tiere und Wesen, die aus dem umliegenden Wald gekommen waren.
    Sie schüttelte den Kopf, wollte die Bilder verscheuchen, die auf sie einprasselten. Wie der Hauptmann beinahe von diesem Monster zerquetscht worden wäre, wie Freiya durch die Reihen gegangen war und wie Griffin allein gekämpft hatte. Die letzte Bastion, die zwischen den korrumpierten Wesen und dem alles entscheidenden Kampf gestanden hatte.
    Ihre Gedanken wanderten zum Jadewolf. Ornlu, der gleich zu Beginn mit dem Schamanen verschwunden war. Was war nur geschehen, während sie fortgewesen waren? Und diese Narbe. Diese Tätowierungen auf der Brust. Zarra kannte die Zeichen, wusste um jene, die verstoßen worden waren. Doch all die Geschichten, die ihre Oma ihr erzählte, wenn sie nicht hören wollte. Wie die Wölfe kommen würden, wenn sie nicht horchte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ornlu zu ihnen gehörte. Und wenn, dann war er nicht wie jene, die verstoßen wurden. Das konnte nicht sein. Sein Ruf gebot das Gegenteil.

    „Kleine Dame“, hörte die in gedankenversunkene Jugendliche plötzlich.
    Sie drehte sich um und entdeckte Ambrose, der auf sie herablächelte. Er war Onkel Griffin so ähnlich und doch hatte er etwas an sich, das die beiden deutlich unterschied. War es die Besonnenheit des Heilers?
    „Hallo Ambrose“, nuschelte Zarra und errötete leicht.
    Er hatte ihre Wunden versorgt, als er mit den Wölfen zurückgekehrt war und das war eine Erinnerung, die ihr sehr unangenehm war. Lieber hätte sie es gehabt, wenn eine Frau sich darum gekümmert hätte, doch so wie die Dinge gestanden hatten, musste sie ihm dankbar sein. Die Kratzspuren an ihrer Wange waren bereits nur noch ein Echo der vorherigen Wunde und auch ihre Schultern ließen wieder freie Bewegungen zu.
    „Zarra, kannst du mir mit den Verwundeten helfen? Es sind so viele und ich könnte eine helfende Hand gebrauchen“, fragte er sie mit ruhigem Bariton.
    „Ich…?“, wollte sie etwas sagen, so änderte ihre Tonlage sich zu einer Frage.
    „Ja, bitte“, bestätigte der Hüne und lächelte bestärkend, ehe er ihr eine seiner großen Hände entgegenstreckte.
    Zögerlich ergriff sie sie und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen.
    „Beeilen wir uns. Der Jadewolf sah nicht gut aus.“

    Für jeden Schritt, den Ambrose tat, musste Zarra zwei tun und so wirkte es, als würde sie hinter ihm herrennen, nur um mithalten zu können.
    „Ich…habe einige…Kräuter auf dem Rückweg gesammelt“, stieß die Weißhaarige hervor.
    „Sehr gut, wir werden sie brauchen“, brummte der Heiler und trat vor das Zelt, in das Ornlu getragen wurde.
    „Bewahret Wölfe! Lasst ihr uns rein?“
    Okam und Vigo standen am Eingang des Leinenzeltes, hielten Wache. Zarra erkannte Sorge in ihren Blicken, spürte ihre Unruhe. Verständlich, wenn man bedachte, dass soeben bestätigt worden war, dass der Jadewolf der Wolfssippe entstammte. Die Kleine fühlte Sorge für den Druiden und seine Sippenbrüder, die sie in Niradh hatte kennenlernen dürfen. Okam, der ihr zuvor nur spitzbübisch zu gegrinst hatte, zeigte eine finstere Miene. Vorsichtig reckte Zarra ihre Hand aus und legte sie ihm auf den Arm. Er zuckte kurz, entspannte sich dann aber wieder.
    „Ihr seid nicht so“, flüsterte sie und senkte dann schnell den Blick, als Okams Augen die ihren suchten.
    „Natürlich Ambrose. Bitte helft ihm!“, bat Vigo und trat zur Seite.
    Okam verharrte einen Moment länger, schaute auf die Hand des Mädchens, ehe er leicht lächelte und - erstaunlicherweise wortlos – den Weg frei machte.

    Im Innern fanden sie sowohl Ornlu, der sich bewusst auf seine Atmung konzentrierte, und Iun, den es bei der Jagd auf Wrooot erwischt hatte. Der Bogenschütze war noch immer lädiert, doch wach und wohlauf, dank der betäubenden Wirkung einiger Kräuter.
    Ambrose trat an die Liege heran, auf der der Wolfsdruide lag. Er zog die Decke, die man über den Jadewolf gelegt hatte fort. Ein Zucken im Arm des Verwundeten ließ auch Zarra kurz zusammenfahren. Es war, als würde der Körper des Wolfes noch immer die Zeichen seiner Herkunft vor anderen verbergen wollen. Seine Haut war blass, leichenblass und sein Haar und Bart war verschrumpelt, ausgefallen oder gar verätzt. Was bei der Mutter war in dem Kampf gegen den Schamanen geschehen? Der Weißhaarigen stockte der Atem.
    „Du hast dein Blut benutzt, nicht wahr?“, fragte der Heiler den Druiden, der keine Anstalten machte zu antworten, „Obwohl du weißt, wie gefährlich es ist.“
    Es lag kein Tadel in der Stimme Ambroses, doch Sorge breitete sich auf seiner Stirn aus.
    „Ich…musste“, sprach Ornlu und fixierte den Hünen mit seinen Raubtieraugen.
    Ein Nicken und dann schaute er durch seinen Beutel. Leises Klimpern von Ton, das aneinanderschlug, war zu hören und Ambrose förderte ein Fläschchen hervor. Er entkorkte sie und führte sie dem Jadewolf an die blutleeren Lippen. Er trank und Zarra erkannte die rötliche Flüssigkeit, welche im Rachen des Druiden verschwand.
    „Heilpflanzensud?“, fragte sie laut.

    Ambrose lächelte plötzlich und lugte zu ihr herüber.
    „Besser. Ein Heiltrank!“
    Das Mädchen bekam große Augen.
    „Oma hat es nie geschafft einen echten Heiltrank zu brauen! Kannst du mir zeigen, wie man das macht?“, sprudelten die Worte aus ihrem Mund, völlig konträr zu ihrem vorherigen Verhalten.
    Doch der Hüne ließ sich nicht von der plötzlichen Euphorie der Kleinen aus der Ruhe bringen, sondern flößte Ornlu den gesamten Inhalt des Tonbehälters ein.
    „Es ist ein komplizierter Prozess und es bedarf Erfahrung mit der Magie“, offenbarte der Heiler, was ihr ein wenig den Wind aus den Flügeln nahm.
    „Schau nicht so verdrießlich!“, lachte der Mann gutherzig, „Irgendwann werde ich es dir zeigen“, versprach er und zauberte Zarra damit ein Lächeln auf die Lippen.
    Ambroses Hand fuhr über den geschundenen Körper des Wolfsdruiden, dabei schien ein warmes Licht von seiner Handfläche auszugehen und er schloss die Augen in Konzentration.
    „Hmm…“, brummte er abschätzig, ehe er murmelnd hinzufügte: „Zu wenig, viel zu wenig.“
    Die Weißhaarige schaute ihn neugierig an. Zu wenig? Zu wenig von was? Wieder griff der Hüne in seine Tasche und holte eine weitere Flasche heraus. Doch diese war aus Glas!
    „Ich habe noch nie eine Flasche aus Glas gesehen!“, staunte die Jugendliche erneut und bewunderte den tiefblauen Farbton der trägen Flüssigkeit, die hinter dem durchsichtigen Material eingesperrt war, „Und der Trank ist so blau!“
    „Manatrank“, meinte Ambrose schlicht und hielt auch diesen an den Mund des Jadewolfs, dessen Gesichtsfarbe sich bereits zu verbessern schien.
    Bereitwillig schluckte er den blauen Trank und ließ dann den Kopf wieder auf die Liege sinken, wo er kurz das Gesicht verzog.
    „Ja, ist etwas bitter geraten. Tut mir leid“, entschuldigte sich der Hüne, ehe er die leere Glasflasche zurück in seinen Beutel steckte, wo sich, wie Zarra nun sehen konnte, einzelne Fächer für die Behälter befanden, damit sie nicht zu sehr aneinanderschlugen.

    „Fürs Erste sollte das reichen. Könntest du ihn waschen und schauen, ob du was gegen seine Haare machen kannst, Kleine?“, fragte Ambrose sie und lächelte ihr aufmunternd zu, „Und vielleicht einige Schlafbeeren.“
    „Ich…“, kurz eingeschüchtert ob der Aufgabe, die ihr kurzerhand zugeteilt wurde, schaute sie auf den Leib des Mannes, der sie kürzlich vor den Harpyien gerettet hatte, zu jenem Mann, der jüngst ihre Wunden behandelt hatte. Wie konnte sie da ablehnen?
    „Keine Schlafbeeren“, stieß der Verletzte hervor, was Ambrose mit einem Schulterzucken quittierte.
    „Ja, verlass dich auf mich“, versuchte Zarra überzeugt zu klingen und griff bereits nach einem sauberen Lappen.
    Ein Eimer mit Wasser stand bereits bereit. Sie tauchte den etwas rauen Stoff des Tuches hinein, wrang das überschüssige Wasser heraus und begann den Oberkörper Ornlus zu säubern. Ambrose war unterdessen zu Iun herübergegangen, um nach seiner Verletzung zu schauen. Zarra schaute immer zu auf die Narbe des gigantischen Wolfsbiss und die Tätowierungen, dachte über die Gruselgeschichten nach, die ihr von Nerea erzählt worden waren.
    „Oma ist fuchsteufelswild“, begann sie unerwartet zu erzählen, als ihr der letzte Streit mit ihrer Großmutter wieder einfiel, „Sie denkt, du hast mich zum Wolf gemacht. Dabei verstehe ich nicht einmal, was sie damit meint.“
    Der Jadewolf antwortete nicht, hatte die Augen geschlossen, während sie ihn wusch.
    „Sie sprach davon, dass du dich nicht einmischen dürftest und sie war erfreut zu hören, dass ich von der Libelle berührt worden bin“, sie lachte bitter, „Sie hat es sogar erwartet, aber nie ein Wort mir gegenüber verloren.“
    Sie schwieg einen Moment, während sie Dreck und Blut aus dem Tuch spülte.

    „Ich habe die Libelle gesehen! Hoch oben beim Tempel. Warst du das? Es war zu weit weg, doch sie wirkte noch viel größer, als jene, der ich begegnet bin.“
    Sie fuhr fort seine Beine zu säubern und die Füße, darauf bedacht es so zu tun, wie Ambrose es bei ihr getan hatte. Doch bei diesen Gedanken wurde sie bereits wieder rot. Verflucht, warum passierte ihr das immer? Sie wandte sich von Ornlu ab, damit er ihre Scham nicht sah.
    „Jedenfalls will mir Oma bald alles erzählen, doch ich weiß nicht, ob ich das glauben soll. So oft schon wollte sie mir von meinen Vorfahren erzählen“, fuhr sie fort, um sich abzulenken, als ihr plötzlich etwas einfiel, „Oh, sie sagte, dass die Rimbe einst eine stolze Sippe gewesen seien, die Libellensippe. Das kommt mir so seltsam vor. Es sind doch nur Oma und ich.“
    Mit dem Unterkörper des Druiden zufrieden, widmete sie sich nun seinem Haar. Es war in einem miserablen Zustand, doch zumindest hatte Zarra ein wenig Erfahrung darin die Haare ihrer Großmutter zu schneiden. Es würde nicht schön werden, doch eine Verbesserung war unvermeidbar. Ambrose hatte ihr ein Scherwerkzeug dagelassen, nach welchem sie nun griff. Großzügig setzte sie die überlappenden Klingen an und begann den Urwald, den der Druide Frisur nannte, abzuholzen.
    „Es ist wie Kräuter ernten“, erzählte das Mädchen weiter, „Da muss man auch vorsichtig sein, nicht zu viel abzuschneiden. Außer man muss an die Wurzeln.“

    Am Ende lag der Jadewolf dort, die Augen geschlossen, das Haar so kurz, dass man die gerötete Kopfhaut hindurchsehen konnte. Doch er war sauber und wirkte für den Moment weniger bedrohlich, doch auch weniger bedroht. Zarra wischte sich Blut, Dreck und Haar von Händen und Armen, ehe sie sich umsah. Ambrose war wohl bereits zu seinem nächsten Patienten gegangen. Eilig wollte sie ihm schon folgen, ehe sie noch einmal zurückschaute.
    „Danke“, flüsterte sie, lächelte Iun kurz an, und verschwand aus dem Zelt.
    Geändert von Zarra (10.05.2024 um 17:20 Uhr)

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    “Die Kleine hatte dir ja viel zu erzählen…”, meinte Iun und löffelte seine Schale Eintopf genüsslich. Es war Sumpfrattenfleisch, frisches Gemüse, Bohnen und Tränenpfeffer drin. Sogar Salz hatte man aufgetrieben. Dazu wurde gerade rund um die Uhr Fladenbrot gebacken und im Lager verteilt. Ein sehr gutes und herzhaftes Essen für die geschundenen Seelen des Waldvolkes.
    “Zurecht…”, kommentierte Ornlu lediglich und strich sich über das ungewohnt kurze Haar. Es war gut ein Jahrzehnt her, dass er so kurze Haare gehabt hatte.
    “Lief da was in Niradh?”, fragte Okam neugierig. Ornlu schüttelte den Kopf und verbarg jegliche Mimik.
    “Jadewolf mag zwar einen Ruf haben, aber der ist halb so schlimm. Außerdem hat er in Beria Familie. Er ist ein Mann und kein Junge, lieber Herr Okam.”, sagte Vigo energisch.
    “Jeder Mann hat Bedürfnisse.”
    “Und mein Bedürfnis ist, darüber nicht zu sprechen. Nicht heute, lieber Bruder. Zarra hat sich sehr gut um mich gekümmert. Ich werde ihr danken, wenn sich die Gelegenheit bietet. Vor allem hatte sie keine Angst. Esst nun auf. Es ist Zeit und ich möchte dabei sein.”, sprach der Druide und hatte das was er konnte aufgegessen. Sein Geist und sein Körper waren noch unheimlich geschwächt. Die Tränke hatten das Nötigste getan, um sein Leben zu sichern, aber alles andere brauchte nun Zeit, Schlaf und Meditation.
    “Fürchtest du Ärger?”, fragte Okam und wollte schon seinen Speer greifen.
    “Nicht dort und nicht bis zum Thing. Und selbst dann. Ich fürchte niemanden. Es ist nicht das Festland und hier habe ich genug Unterstützung. Es wird interessant, wenn ich oder besser wir auf dem Festland auftauchen. Aber dann vertraue ich auf Arakos den Bären. Er kennt die Wahrheit.”, sagte der Druide und hatte viele Jahre lang schon die Fäden und Verbindungen gestärkt, um heute nicht alleine da zu stehen.
    Die Wölfe stützen Ornlu und halfen Iun, um etwas abseits des Basislagers an den Ort zu kommen, wo sie die Toten und Vermissten ehren wollten. Es hatten sich schon einige eingefunden und sich entweder zu Jagdkommandos versammelt oder zu Freunden, Familien oder Sippen.
    Noch ehe sie ankamen, wurden sie von einigen Menschen mit roten und kastanienbraunen Haaren empfangen. Es gab keinen Wortwechsel mit Valgus, dem Sippenführer der Füchse. Stattdessen gingen sie demonstrativ mit den Wölfen zusammen zur Versammlung des Waldvolkes.
    Es waren alle da, die kommen konnten. Blicke wurden getauscht, gemurmelt und einfach geschwiegen.
    Corax erwartete Ornlu schon und hatte soweit auch alle verfügbaren Leute des Druidenzirkels von Tooshoo zusammengetrommelt. Ornlu zählte zehn Leute. Leider kein Yarik.
    Vareesa hatten die beiden Druiden dazu erwählt sie zu unterstützen.
    Mertens, Jilvie, Turya und Ricklen trugen Fackeln und standen um einen großen Scheiterhaufen, auf dem acht Leute des Waldvolkes aufgebahrt waren. Auf einem Brett lagen auch noch die Zeichen von Liam, Glaen und Dorim die noch tot irgendwo in den Sümpfen lagen und geborgen werden mussten.
    “Bewahret! Ich danke euch für euer Erscheinen. Heute Abend wollen wir die Gefallenen der Wilden Jagd ehren und auch an die noch Vermissten erinnern. - Ihr Opfer soll nicht vergessen werden und ihre Taten, aber auch ihre Geschichte an unseren Feuern heute erzählt werden!”, sprach der Waldläufer und überließ nun den beiden Druiden die Aufmerksamkeit der Versammlung.
    “Evander von Beria.”
    Vareesa trat vor und erschuf eine sanfte, helle Lichtkugel und wartete dann, dass Corax Evander berührte und in der alten Sprache der Natur den Totensegen des ersten der Druiden sprach. Augenblicke später sammelten sich magisch schimmernde Partikel der Seele des gesegneten über der Lichtkugel und vereinten sich mit ihr, bis sie in einem blassen Grün leuchtete. Leyla übernahm die Kontrolle über das Licht.
    “Hira Drei-Finger.”
    Ornlu sprach nun den Segen und die nächste Lichtkugel von Vareesa wurde entfacht und färbte sich in ein dunkles Blau mit der Seelenessenz von Hira. Melford übernahm das Licht.
    Und so ging es weiter bei den Toten und den Segen der Druiden, bis auch Liam, Glaen und Dorim ihre Segen bekamen und auch ihre Seelenessenz durch ihre Gegenstände gerufen und im Licht gefangen waren. Vareesa selbst übernahm die letzte Lichtkugel, die durch Glaens Seele stark Gelb erstrahlte und zusammen mit all den anderen wabernden Lichtkugel ein prachtvoll, schönes Bild über ihren Köpfen ergab.
    Dann sprach Corax in der alten Sprache “Ihr seid nun frei! Werdet eins mit dem Leben!”
    Und kaum waren die Worte gesprochen zerstoben alle Lichter in tausende, ja hunderttausende von Lichtpartikeln in allen Farben der Natur und strömten in alle vier Winde davon. Manch einer mochte im Reigen einen geisterhaften, gelben Hirsch erkennen der sich dann in der Ferne auflöste. Andere sahen blaue Schmetterlinge und einen blassgrünen Adler empor steigen, bevor der Wind ihn in der Ferne auflöste. Manche spürten eine letzte Umarmung, ein auf Wiedersehen oder hörten ein Lachen und dann war nur noch der Fackelschein da.
    “Lasst uns sie heute Abend alle ehren! Lasst uns an unseren Feuern ihre besten Geschichten hören. Mit ihnen Lachen, weinen und auf sie alle trinken. Lasst uns für die Vermissten hoffen und das Leben - Unser Leben! - feiern. So wie es gute Sitte seit hunderten von Generationen bei uns ist!”, sprach Mertens zu allen und entzündete das Feuer zusammen mit den anderen Drei.
    Die Flammen stiegen lichterloh auf und das Holz knisterte.
    Ornlu sah auf und lauschte den beginnenden Klängen des Bardenduos.

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Die Zeremonie war vorüber und die Stimmung entsprechend feierlich ernst. Die aufsteigenden Lichtkugeln der Druiden gaben den Seelen von Freunden und Familienmitgliedern einen Wegweiser. Ein Symbol dafür, dass sie nicht vergessen wurden, in der Natur um sie herum und in ihren Gedanken weiterleben würden. Es war ein Moment des Schmerzes, des Verlustes, aber auch der Hoffnung. Es waren die Wege, die vor den Hinterbliebenen lagen, die in diesem Moment leer wirkten, so, als gäbe es keinen Morgen wie den letzten. Und doch, am Horizont würde das Licht des Lebens von neuem entstehen.

    Enya schaute zu Fynn, der ihr liebevoll zunickte. Sie wussten, welches ihrer Lieder die richtigen Stränge der Stimmung treffen würde. Noch während sie alle den Feuern dabei zusahen, wie sie die Hüllen ihrer Liebsten zu Asche werden ließen, schlug Fynn eine sanfte Melodie auf seiner Laute an, die sich unter die leisen und lauten Tränen mischte, im Einklang mit den Schluchzern und dem herzzerreißenden Wimmern.
    Einen Moment ließ Enya die Melodie auf sich selbst wirken, ließ ihre Gefühle fließen, sodass auch ihre Augen von einem feuchten Glitzern erfüllt wurde. Dann begann sie zu singen. Gedachte der Wege so leer.

    In dunkler Nacht, unter Sternen so fern,
    verlor ich dich, mein Licht, meinen Stern.
    Die Schatten sie lachen, in kalter Gier,
    doch in meinem Herzen, brennt noch das Feuer.

    Doch Hoffnung leuchtet, durch Nacht so schwer,
    führt uns zusammen, auf Wegen so leer.
    In jedem Ende, da liegt ein Beginn,
    Hoffnung wird siegen, so klingt der Sinn.

    Der Tod mag kommen, mit stiller Hand,
    führt uns fort, aus dem sterblichen Land.
    Doch fürchte nicht das Dunkel, sei stark, sei bereit,
    denn nach der längsten Nacht, folgt die hellste Zeit.

    Doch Hoffnung leuchtet, durch Nacht so schwer,
    führt uns zusammen, auf Wegen so leer.
    In jedem Ende, da liegt ein Beginn,
    Hoffnung wird siegen, so klingt der Sinn.

    Und wenn der Sturmwind, die Blätter verweht,
    die Erde sich dreht, und nichts mehr besteht.
    Dann halt ich fest, an dem Glauben so rein,
    dass nach jedem Winter, der Frühling wird sein.

    Doch Hoffnung leuchtet, durch Nacht so schwer,
    führt uns zusammen, auf Wegen so leer.
    In jedem Ende, da liegt ein Beginn,
    Hoffnung wird siegen, so klingt der Sinn.

    So wandre ich, durch Wälder tief,
    wo einst das Glück, in Händen schlief.
    Der Abschied schmerzt, die Seele schwer,
    doch in der Ferne, leuchtet ein Licht so sehr.

    Und wenn der Sturmwind, die Blätter verweht,
    die Erde sich dreht, und nichts mehr besteht.
    Dann halt ich fest, an dem Glauben so rein,
    dass nach jedem Winter, der Frühling wird sein.

    Doch Hoffnung leuchtet, durch Nacht so schwer,
    führt uns zusammen, auf Wegen so leer.
    In jedem Ende, da liegt ein Beginn,
    Hoffnung wird siegen, so klingt der Sinn.

    Die Blumen welken, der Herbst zieht ein,
    das Leben fließt, wie der Fluss zum Hain.
    Die Zeit sie heilt, die Wunden tief,
    die Erinnerung, die stets uns rief.

    Doch Hoffnung leuchtet, durch Nacht so schwer,
    führt uns zusammen, auf Wegen so leer.
    In jedem Ende, da liegt ein Beginn,
    Hoffnung wird siegen, so klingt der Sinn.

    Am Horizont, da bricht der Tag,
    die Dunkelheit, die einst hier lag.
    Mit jedem Schritt, den ich nun geh',
    wächst die Gewissheit, dass ich versteh'.

    Doch Hoffnung leuchtet, durch Nacht so schwer,
    führt uns zusammen, auf Wegen so leer.
    In jedem Ende, da liegt ein Beginn,
    Hoffnung wird siegen, so klingt der Sinn.


    Einige ruhige Töne folgten dem letzten Wort des Liedes, ließen ausklingen, was der Ritus und das Lied ausgelöst haben mochten. Enya wischte sich einige Tränen von den Wangen, die ihr während des Singens über das Gesicht gelaufen waren. Es erinnerte sie daran, wie ihre Eltern einst wieder eins mit der Natur geworden waren und sie fühlte mit jedem ihrer Freunde im Waldvolk mit, der diese schwere Zeit nun ebenfalls durchleben musste. Doch sie alle mussten fest daran glauben, dass eines fernen Tages eine Wiedervereinigung bevorstand und bis dahin fanden sie Trost ineinander und an Samhain, wenn sie die Gesichter ihrer Liebsten hinter dem Schleier zu erhaschen vermochten.
    Zarra

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    Veteran Avatar von Onyx
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    “... und dann hat Hira sich auf den Scavenger geschwungen und ritt drauf los, als wäre Beliar selbst hinter ihnen her. Frag mich nicht wie dieser Scavenger sie halten konnte! Er tat es und dann ritten sie durch den halben Wald und entkamen den Banditen die sie gejagt hatten.”
    “Was wurde aus dem Scavenger? Und wie war das mit ihrem Beinamen? Drei-Finger!?”
    “Der Scavenger warf sie ab und genau da hat sie zwei ihrer Finger verloren! Der hat sie abgerissen. Der war natürlich angepisst. Aber hey.. Lieber zwei Finger statt das Leben, oder? Übrigens hatte sie an beiden Händen nur drei Finger.”
    “Wieso wurde sie dann nicht Sechs-Finger genannt? Und gibt es auch eine Geschichte dazu?”
    “Was weiß ich? Hira sprach auch immer von ihren drei Fingern. Jedenfalls…die beiden anderen Finger hat sie sich angeblich selbst angebissen, als sie von einer Giftschlange gebissen wurde. Sofort und zack.”
    “Das ist doch Unsinn.”
    “So hat sie es erzählt und wir sollten sie nicht eine Lügnerin schimpfen. Hira war eine Gute! Sie hat sich immer für uns ins Zeug gelegt und wird bei den Jägern fehlen. - Auf Hira!”
    “Auf Hira!”, erklang es am Feuer und ein anderer teilte nun eine Geschichte über Hira. Onyx hatte den Geschichten gelauscht und war auch schon an anderen Feuern zugegen gewesen. Dort erzählte man sich Geschichten über die Jagd und manch knappe Angelegenheiten.
    Aber auch über Evander von Beria. Er war ein Wächter gewesen, ein sehr Alter von über 60 Sommern und so gab es auch unzählige Geschichten zum alten Mann, der angeblich seinen Tod bei der Jagd vorausgesehen hatte. Onyx hatte sich nicht alle merken können, aber er wäre froh, wenn es über ihn auch mal so viele Geschichten gäbe.

    “Und dann hat Liam mir den Arsch gerettet! Schlitzte den Goblin von unten nach oben auf und schlug ihm den Kopf ab. Dann hat er mich gepackt und in den Arsch getreten. Bei der Mutter. Ich war so grün hinter den Ohren! Nach der Mission tranken wir ein Bier zusammen und er nahm mich unter seine Fittiche. Heute bin ich ein stolzer Jäger von Tooshoo und habe Liam alles zu verdanken. Ich werde ihn jedes Mal auf der Jagd ehren und wenn meine Frau in wenigen Monden einen Sohn bekommt, soll er Liam heißen! Scheiß drauf! Auch wenn es eine Tochter wird. Ohne Liam gäbe es ihren Papa Roan nicht!
    Das schwöre ich bei der Mutter und den Göttern!”, sprach Roan und hatte schon einen leicht sitzen.
    Onyx stimmte dem still zu. Liam klang zwar nicht so schön wie Onyx, aber Roan war in einer gewissen Schuld.
    Dann ging er weiter, trank sein Wasser und gesellte sich zu seinen Leuten an Ricklens Feuer.
    Der erzählte gerade eine Geschichte über Glaen und über Dorim. Beide waren Argaaner und so kannte man sich schon länger. Ricklen erzählte wie er als junger Bursche mit Glaen gezecht hatte und dann am nächsten Morgen von der Setarrifer Wache aufgegriffen wurde. Beide wurden zu einen Monat Latrinen putzen verdonnert und durften völlig verkatert von Morgengrauen bis zum Abend Eimer voll Scheiße aus der Stadt schleppen.
    Dann erzählte er von Dorim, der ein ehemaliger stewarker Stallbursche war und niemals hätte an der Jagd teilnehmen sollen. Dorim war aber ein ausgezeichneter Spion für das Waldvolk gewesen und so schmerzte auch sein Verlust. Ricklen erzählte dann, wie Dorim regelmäßig alle beim Würfeln ausnahm und einfach ein feiner, schlitzohriger Kerl war.

    Onyx nickte dazu. Sie hatten viele gute Leute verloren und je mehr Geschichten man hörte, umso deutlicher wurde, wie ein jeder hier mit jedem irgendwie verbunden war. Gemeinsame Abenteuer, lustige Abende und ernste Gespräche. So vieles war verloren und wurde heute Abend geehrt.

    Onyx war es recht. Er konnte das vergangene Gefecht noch nicht so ganz verarbeiten. Was er gespürt hatte, was geschehen war, diese riesige Kröte, Boss Ryu und wie die Olvara am Ende erschien und zornig auf den alten Herrn des Sumpfes zeigte. Wie sie der Kröte zuwinkte und dann Onyx bevor sie wieder verschwand.
    Vieles musste sich setzen und verstanden werden. Dazu reichte nicht ein Abend. Der Waldläufer hörte Ronjas Geschichte zu Hira Drei-Finger nur halb zu und vernahm aus der Ferne an einem anderen Feuer wieder die Barden.

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    Ritter Avatar von Das Waldvolk
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    Enya erhob sich von ihrem Platz am Lagerfeuer. Sie hatten den Geschichten gelauscht, welche sich über die Gefallenen und Verschollenen erzählt wurden. Becher und Krüge wurden erhoben und die ersten Fasern des Mantels der Trauer begannen sich zu lösen, während man gemeinsam lachte. Für sie wurde klar, dass es ein guter Zeitpunkt war, um alle daran zu erinnern, dass sie sich auch selbst feiern sollten. Denn ohne sie alle hätten sie nicht diese Wilde Jagd siegreich überstanden. Sie hatten es geschafft, sie durften Tooshoo weiterhin ihr Heim nennen.
    „Meine Freunde!“, erhob die Bardin ihre Stimme, um etwas Aufmerksamkeit der einzelnen Gruppen zu bekommen, die sich um mehrere Feuer gesammelt hatten, „Auf unsere gefallenen Brüder und Schwestern!“
    Sie hob ihren Becher, wartete einen Augenblick, als sie alle sich ihr anschlossen.
    „Lasst uns niemals vergessen, für was sie gekämpft haben. Lasst uns immer daran denken, dass es ihr Einsatz war, der unsere Heimat erhalten hat. Es ist kein Jolk, wenn ich sage, dass auch ihr alle, die lebend von dieser Jagd zurückgekehrt seid, meine unendliche Dankbarkeit verdient habt. Denn jeder einzelne von euch hat bewahrt, was er liebt. Lasst Fynn und mich das mit einem Lied würdigen.“

    Sie bedeutete ihrem Liebsten ihr die Laute zu reichen, während er seine Trommel zurechtrückte.
    „Was soll denn Jolk sein?“, rief Ronja plötzlich von einem der Lagerfeuer.
    Enya lächelte wissend: „Es ist ein altes myrtanisches Wort. Wir nutzen es noch, um auszudrücken, dass etwas kein Quatsch ist.“
    Damit begann sie die Stränge der Laute zu schlagen.
    Schützt das Heim“, verkündete sie den Titel, ehe sie zu singen begann.

    Durch Nebel, Nacht und Mondenschein,
    das Waldvolk jagt, so wild, so rein.
    Mit Pfeil und Bogen, straff gespannt,
    sie schützen ihre Heimat, ihr heilig Land.

    Oh Wilde Jagd, oh stolzes Volk,
    euer Kampf ums Heim, er ist kein Jolk.
    Mit Mut und Kraft, durch Dunkelheit,
    erhaltet ihr eure Heimat, weit und breit.

    Die Hörner hallen, Wälder beben,
    die Jagd, sie ist ihr ganzes Leben.
    Das Schicksal ruft, sie folgen schnell,
    im Einklang mit dem Wind, so hell.

    Oh Wilde Jagd, oh stolzes Volk,
    euer Kampf ums Heim, er ist kein Jolk.
    Mit Mut und Kraft, durch Dunkelheit,
    erhaltet ihr eure Heimat, weit und breit.

    Die Wilde Jagd, ein tosender Fluss,
    wir kämpfen, dass bewahrt sein muss.
    Ihr Land, ihr Recht, die Freiheit ruft,
    in jeder Seele brennt die Jägerkunst.

    Oh Wilde Jagd, oh stolzes Volk,
    euer Kampf ums Heim, er ist kein Jolk.
    Mit Mut und Kraft, durch Dunkelheit,
    erhaltet ihr eure Heimat, weit und breit.


    Mitten im Lied hatten viele den Refrain aufgegriffen, sangen und klatschten noch immer, als Enya und Fynn nur noch ihre Instrumente spielten. Es war gut, dass das Waldvolk den ersten Schritt zurück zur Fröhlichkeit getan hatte. Die Verstorbenen hätten sicher nicht gewollt, dass Trübsinn vorherrschte.

    Zarra

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    Veteran Avatar von Kiyan
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    Basislager (Tiergefährte 1 - Selbststudium)

    Kiyan setzte sich. Es war eine so einfache Handlung, die ihm jedoch das Gefühl gab, eine tonnenschwere Last würde ihm von den Schultern genommen. Den Orkspeer ließ er achtlos neben sich liegen, er lehnte sich immer weiter zurück, legte sich auf den Rücken und schloss das Auge. Er lauschte. Dem Treiben im Basislager, den alltäglichen Geräuschen des Sumpfes. Der Musik, dem Knistern der Lagerfeuer. Freude und Trauer vereint. Alles zusammen ergab ein Brummen, ein angenehmes Vibrieren, das ihn langsam, aber sicher in den Schlaf abdriften lassen wollte, der mit süßem Gesang eine traumlose Erholung versprach.
    Flügelrascheln neben sich. Er öffnete das Auge, sah nichts, wandte leicht den Kopf und verfluchte die ganze Schererei um den Orkgeist und die Schwefelmine. Ein kurzes Schnauben, als er den Raben dort hocken sah, perfekt ausbalanciert auf dem Speer. Schnabelklappern, fast als würde das Tier ihn begrüßen.
    „Mh“, Kiyan richtete sich auf. Das Tier fürchtete ihn scheinbar nicht, da es keinerlei Anstalten machte, Entfernung zu ihm aufzubauen. Ein großes Tier, verglichen mit dem Rabendurchschnitt. „Ich glaube du bist mein Freund vom Felsennest.“
    „Krah“, war die leise Antwort, gefolgt von Schnabelklackern mit schrägliegendem Kopf. Es wirkte irgendwie … verneinend.
    „Freundin also?“, fragte Kiyan und lächelte. Warum lächelte er? Als ob der Vogel das verstünde … „Ein Weibchen.“
    Der Rabe – oder eher die Rabin – hüpfte auf dem Speer näher heran und neigte den Kopf seitlich. Kiyan zögerte kurz, ehe er die Hand ausstreckte. Er wollte das Gefieder berühren, blauschwarz schimmernd, fast wie Öl. Aber wenige Zentimeter vorher sprang die Rabin außer Reichweite und klackerte mehrmals mit dem Schnabel, ehe sie dabei ein fast gurrend klingendes Geräusch machte.
    „Schurkin“, schimpfte Kiyan lachend, „Suchst du deinen Freund? Den Raben vom Jadewolf?“
    Ich spreche mit einer Krähe, verdammt. Vielleicht hat die ganze Jagd doch mehr Schaden angerichtet … aber andererseits, fühlt es sich nicht … seltsam an. Und das wiederum ist, na ja, seltsam.
    Die Rabin hüpfte wieder näher, klackerte wieder mit dem Schnabel.
    „Hunger?“
    Sie hüpfte wieder näher heran, fast in Reichweite.
    „Schau mal, du bleibst hier und passt auf den Speer auf … mh, und ich besorge dir was … irgendwas, was Raben wohl fressen. Abmachung?“
    Die Rabin schaute sich um, tippte mit dem Schnabel mehrmals auf den Speerschaft.
    „Ich denke … hoffe mal, dass das ein Ja ist. Bis gleich, Verbrecherin.“
    Kiyan war im Weggehen, als hätte das Krähen des Raben etwas Anklagendes, als wäre das Tier mit dem Spitznamen gar nicht einverstanden.
    Adanos, ich brauch wirklich, wirklich, wirklich dringend Schlaf …

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Das sich im Abbau befindliche Basislager

    “Bewahret!”, grüßte Ornlu und trat vor den Stand den Nerea und Zarra im Basislager betreut hatten. Zarra schreckte kurz auf, während Nerea wohl am liebsten Ornlu mit ihrem Blick getötet hätte.
    “Verschwinde Jadewolf. Meine Enkelin ist eine Rimbe! Das weißt du ganz genau.”, fauchte sie und stellte sich demonstrativ vor Zarra.
    “Es ist Zeit, Nerea. Du wirst die letzte Rimbe sein, wenn deiner Enkelin nicht geholfen wird. Oder kannst du es? Hast du ein paar Kräuter, die ein magisches Ungleichgewicht für immer ins Gleichgewicht bringen? Nein? Dachtest du, dass du mit den Wenigem, was du vermagst, ihr mächtiges Blut fördern kannst? Ganz allein?”, fragte Ornlu so richtig dreist und zeigte die Zähne. Nerea suchte nach Worten, nach Flüchen, die sie dem Druiden an den Kopf werfen konnte. Konnte es aber nicht, weil es Gründe gab. Ein Grund war, dass ihr magisches Potential wirklich nicht sehr groß war.
    “Sie gehört in den Druidenzirkel von Tooshoo. Das was dir einst Mutter Garaia beigebracht hat, wird ihr nicht lange helfen. Ich werde es und du darfst sogar mitkommen. Es steht dir sogar zu, auch wenn du den Zirkeln nicht beigetreten bist.”, sagte der Wolf zur Kräuterhexe.
    “Du wirst sie nicht ausbilden und auch nicht diese Krähe, der dein Schüler war. Darauf bestehe ich! Das ist mein Recht als Familienoberhaupt!”, ergriff Nerea als einen ihrer Strohhalme, um irgendetwas zu bestimmen. Am Ende musste sie nun einmal einsehen, dass der Wolfsdruide auch Recht hatte.
    “Das Ritual vollziehe ich. Ich bin das Oberhaupt des Zirkels von Tooshoo. Die Lehre macht Maris. Zwar auch ein Schüler von mir, aber ein später und gewiss nicht unter meinem Einfluss. Wie auch Corax! Aber du hattest schon immer dein Urteil sehr früh gefällt. Es geht in den Sumpf zum Steinkreis. Willst du mit, dann vorbereite dich. Du auch Zarra. Der gesamte Zirkel und ein paar besondere Gäste sind auch dabei. In einer Stunde brechen wir von hier auf. Bewahret!”, wünschte Jadewolf und ließ Nerea keine weiteren Optionen zum Verhandeln. Er blickte dann für einen längeren Moment Zarra an. Als würde er ihr etwas sagen wollen oder Antworten auf ihre vielen Fragen geben wollen. Dann aber drehte er sich um und schritt zum Zelt von Maris, seinen Schwager und Runa.
    Die junge Frau winkte ihm schon freudig zu und kam entgegen.
    “Onkel Ornlu! Dein Haarschnitt gefällt mir nicht. Und auch deine Kleidung passt nicht zu dir. Hast du gehört was wir gegen die Skorpionfrauen gemacht haben?”, fragte sie voller Enthusiasmus.
    “Runa die Furchtlose! An den Feuern gestern Abend hab ich gehört was du getan hast. Ich bin stolz auf dich, Kleine. Wirklich. Denk aber immer daran, dass jeder von uns alleine niemals so stark ist wie eine Gruppe.”
    “Ich weiß. Weshalb hast du dann alleine gegen den hässlichen Schamanen gekämpft?”, schimpfte sie und stubste Ornlu an.
    “Weil ich es musste. Ich hätte gerne dich und deinen Vater bei mir gehabt, aber manchmal hat man keine andere Wahl - verstehst du? Der Schamane hätte Furchtbares mit unseren Leuten gemacht, wäre er nicht von mir gezwungen worden, gegen mich zu kämpfen. Schon ein Dutzend Toter bei uns ist schmerzhaft genug. Es fühlt sich so an, als würde in Stewark ein ganzes Viertel fast verloren gehen.”
    “Verstehe.”, nickte Runa und Maris war hinzu gekommen.
    “Bewahre! Wir werden in spätestens einer Stunde zum Steinkreis gehen. Corax ist schon dort und der gesamte, aufzutreibende Zirkel kommt mit. Du bekommst eine neue Schülerin - falls sie sich nicht doch noch umentscheidet. Hab ich jetzt so beschlossen oder besser musste ich so entscheiden. Großmütter haben manchmal eine gewisse Macht, der sich selbst ein Jadewolf beugen muss.”, erklärte er und Runa machte große Augen.
    “Ich will mit! Bitte Onkel Ornlu!”
    “Ich werde dich wohl gar nicht aufhalten können uns zu folgen. Du weißt was dein Vater ist und kann und du bist sicherlich verschwiegen genug, um das was du da sehen wirst für dich zu behalten. Ich will aber von dir dein Ehrenwort! Den heiligen Schwur, so wahr du Runa die Furchtlose bist, dass du das was du sehen wirst für immer geheim hältst. Sonst soll dich die riesige Kröte fressen und an den Feuern von Runa dem Plappermaul das von der Kröte geschluckt wurde erzähle.”, sprach der Meister der Schwüre und Erziehungsratgeber Ornlu.
    “Ich schwöre! Sonst soll man an den Feuern von mir als Runa Plappermaul sprechen und die Kröte mich holen!”, sagte sie sehr ernst und Maris schien zwischen Stolz und die Hand an seine Stirn schlagen abzuwägen. Bevor er dann dazu und seinem neuen Glück was sagen konnte, stand es schon da.
    Zarra war abmarschbereit. Hatte einen kleinen Rucksack bei sich und wirkte sehr entschlossen.
    “Das ging schnell. Kommt Nerea auch? Auf dem Weg, machst du dir aber trotzdem noch Gedanken, ob du das alles willst, denn wir können deinen Bund auch wieder lösen und dich von der Magie befreien. Und frage mich wieder genau eine Sache zur Magie die ich dir beantworten werde, soweit ich kann. - Achja! Falls ihr euch noch nicht kennt. Das ist Maris und seine Tochter Runa.”, stellte Ornlu vor und sah bei einem anderen Zelt schon manche Mitglieder des Druidenzirkels sich versammeln. Da war Osmo und Gilana, Melford, der kleinwüchsige Kalad, die Botin und Vareesa. Auch Leyla stand bei ihnen und Ambrose. Nicht alle - aber genug, wenn nicht mehr aufzutreiben waren.

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    Abenteurer Avatar von Zarra
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    Auf dem Weg zum Steinkreis

    Die aufreibenden Tage fanden kein Ende. Kaum war Nerea wieder aufgetaucht, spät nachts bei der Ehrung der Toten, hatte sie sich zurückgezogen. Kein Wort hatte sie mit ihrer Enkelin gewechselt bis diese sie am nächsten Morgen zur Rede stellen wollte. Eine Überraschung hielt Zarra schlussendlich jedoch davon ab, als Ornlu zu ihnen an den Tisch kam, den sie von Kräutern befreit hatten. Nerea war sofort auf den Wolf losgegangen, wollte ihn aus ihren Familienangelegenheiten heraus wissen, doch sie konnte sich seiner Argumente nicht erwehren.
    „Wieso bist du so zu ihm?“, wollte das Mädchen wissen, als der Jadewolf wieder fort war.
    „Er ist von der Wolfssippe!“, rief die Alte empört, als würde das alles sagen, was man über ihn wissen musste.
    „Er und seine Sippe haben mich gerettet!“, fauchte die junge Frau ungewohnt bissig und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Doch dieses Mal war Zorn der Quell, nicht Scham.
    „Eine gute Tat wiegen nicht tausende Verbrechen auf!“, erwiderte die Großmutter und hielt dem Blick ihrer Nachfahrin stand.
    „Weißt du was? Ich gehe mit, ob du willst oder nicht!“
    Damit war für Zarra das Gespräch beendet, sie griff sich die Tasche, welche sie bereits für die Abreise aus dem Lager gepackt hatte, und stampfte davon.
    „Tu es nicht, Liebes“, folgte ihr die flehende Stimme Nereas, als sie sich entfernte.
    „Wieso nicht?“, Zarra fuhr herum, „Ich habe keinen Grund ihnen zu misstrauen! Ich habe endlich etwas gefunden, was mich deinen Erwartungen gerecht werden lässt. Doch jetzt willst du mich davon abhalten?“
    „Nein, aber warum der Jadewolf? Lass uns einen der Zirkel in Myrtana aufsuchen...bitte.“
    „Ich gehöre hier her, das weiß ich jetzt. Komm mit und schau zu, wenn du musst. Aber ich werde mit Ornlu gehen!“, entschied die Raupe, welche langsam zum Schmetterling wurde.
    Nerea wandte sich ab und Zarra setzte den Weg fort, auf der Suche nach jenen, denen sie mehr zu bedeuten schien, als ihrer eigenen Oma.

    Als sie den Jadewolf gefunden hatte, stellte er ihr Maris und Runa vor. Das Mädchen wirkte eindrucksvoll und stark für ihr Alter. Fast so, als wäre sie älter als sie selbst. Ihr Vater war der Einäugige, der ein Tuch um den Kopf trug, wie die junge Rimbe es bisher nur selten gesehen hatte. Er wirkte ruhig, aber auch besorgt, wenn sie sich nicht täuschte.
    „Bewahret“, grüßte Zarra die beiden, wobei sie sich mehr Kraft in der Stimme gewünscht hätte, als sie in diesem Moment aufbrachte.
    Sie beobachtete Maris genau, da er wohl ihr Mentor werden sollte, auch wenn sie keine Vorstellung davon hatte, was sie erwartete. Was würde am Steinkreis geschehen? Sollte sie ihren Bund von den Druiden lösen lassen?
    „Ich will den Bund nicht lösen. Seit ich ihn geschlossen habe, unwissentlich, hat sich mein Leben verändert und mein Wesen entwickelt. Ich will der Gemeinschaft geben können und es reicht nicht, nur ich zu sein“, beteuerte sie mit Worten, die vielleicht etwas zu schnell gesprochen waren, doch die Entschlossenheit in ihnen war unüberhörbar.
    Es waren mehr Menschen, als sie erwartet hatte, die sie zum Steinkreis begleiten würde. Sie lächelte Ambrose zu, der ihr zuzwinkerte und sie erkannte die blonde Heilerin. Melford war dabei, der sie anlächelte und einige mehr, die sie mal gesehen hatte, aber deren Namen nicht kannte. Es schämte sie, doch in all den Jahren unter dem Waldvolk war sie zu wenig investiert in die Menschen gewesen.

    Die Gruppe zog los, hinein in den Sumpf, der die letzten Tage einem Schlachtfeld geglichen hatte. Zarra machte sich Sorge, dass ihnen weitere Wesen auflauern könnten, doch Ornlu nahm ihr die Sorge.
    „Der neue Herr der Sümpfe hat sein Wort gegeben“, sagte er nur und sie akzeptierte es.
    „Ich habe über eine Frage zur Magie nachgedacht, Ornlu“, kam sie auf das Angebot des großen Wolfes zurück, „Zuerst wusste ich nicht, was ich fragen sollte, da es so vieles gibt, dass ich noch nicht weiß. Doch dann dachte ich an den Ritus gestern Nacht. An die aufsteigenden Lichter und wie sie zerstoben“, sie stockte, dachte an die Trauer, die sie ergriffen hatte.
    Sie atmete tief ein.
    Nicht aufhören zu reden. Endlich schaffst du es, dich mit anderen zu unterhalten, ermahnte sie sich selbst.
    „Sind unsere Seelen aus Magie? Ich sah, wie die Partikel aus den Körpern der Toten fuhren. Es war wunderschön und so traurig…“

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Auf dem Weg zum Steinkreis

    "Ja und nein.", sagte Ornlu ganz kurz und überlegte selbst über Zarras Frage noch einmal.
    "Druwyyd der Erste der Druiden und der Legende nach ein Avatar oder ein Sohn Adanos' lehrte seine vier Schüler oder Kinder diesen Segen. Das war nach der großen Flut. Und die widerum vor vielen, vielen Jahrhunderten, wenn nicht sogar Jahrtausenden die die danach kamen. Es ist so gesehen keine Magie oder ein Spruch, aber man berührt die Seelen magisch und sagt den Segen des Ersten. So wie die Welt sich dreht, gehen angeblich alle Seelen ein in Beliars Reich. Dieser Segen löst die Seelen auf ewig auf und sie werden eins mit der Natur...mit der Magie die widerum alles berührt und umfasst. Hast du dich jemals gefragt wie eine Seele entsteht?
    Gilana - die Frau die sich wie eine alte Krähe benimmt und diese schwarze Bemalung an der Stirn hat. Sie sagt, dass die Mutter des Lebens sie gebärt. Ich weiß es nicht. Ich konnte sie noch nicht fragen oder dabei zusehen, aber mir gefällt die Idee, dass was die Mutter erschafft auch wieder zurück zu ihr kommt oder Teil ihrer aller Kinder wird. Und nun ist die Frage ist die Geburt einer Seele auch Magie? Zumindest können wir sagen, dass alles Leben von Magie berührt und mit ihr Verbunden ist und dann sind die Seelen aller irgendwie auch Magie. - Der einzige wirkliche Zauber gestern waren die Lichtkugeln die die Seelen anzogen, weil sie in ihren Namen erschaffen wurden. Das gelingt aber nur für einen Moment und dann passiert das, was du gesehen hast. Und bevor du fragst, obwohl du es nicht sollst. Den Segen erfahren nur Druiden. Mit guten Grund und den Segen geben sie auch nicht jedem und jeder. - Konnte ich deine Frage beantworten?", fragte er und fügte dann noch an, bevor sie irgendwas antworten konnte...
    "Es ist gut, dass du so entschlossen bist für das Ritual. Alle die du hier siehst, haben es durchgemacht. Bleib im Kreis und vertraue darauf, dass ich dir nichts Schlimmes antun werde. Deine Großmutter mag über mich viel erzählen und manches stimmt wohl. Aber es könnte schlimmer sein. Glaub mir. Wusstet du, dass die Libellensippe einst wohl zu den acht Sippen gehörte, die vor tausend Jahren unter Beria der Löwin das Waldvolk begründeten? Meine Sippe gehörte auch dazu, dann waren da noch die Ratten und wohl die Snapper. Die Falkensippe und Rabensippe ebenso. Die verbliebenen zwei Sippen sind ein Streitthema, weil manche eine Version haben wo Bären und Lurker Teil davon sind und wieder andere behaupten es hätte eine Hummel-Sippe und Löwensippe gegeben. Am Ende muss man womöglich jede Sippe hinterfragen. Aber deine Familie die dieser Sippe angehörte, war wohl mit dabei. Angeblich waren eure Waldläufer Experten dafür mit Giften zu hantieren, Kräuterkundige und bekannt für ihre Schnelligkeit, aufgrund eines leichten Körperbaus. Über die Druiden weiß ich leider nichts, aber es gab sie. - Das erzähle ich dir, um Nerea zu ärgern. Ich will keinen Konflikt mit ihr, aber der niedere Pfad dem ich folge fordert ein, dass man ehrlich ist, zu sich steht und Konsequenzen trägt. Ich halte nichts davon nur der Harmonie Willen ein Spiel zu spielen, dass einen nicht wachsen lässt. Sei stolz auf dein Blut und denk daran, wenn das Ritual vorbei ist. Dann ordnest du deine Sterne neu. Nur du!", erzählte ihr der Wolfsdruide und ließ seine Worte auf sie wirken.
    Es wäre noch ein Stück bis zum Steinkreis, aber bald würde es gelten ruhiger zu bleiben. Trotz der neuen Abmachung, denn die Nacht war nicht mehr fern.

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    Auf dem Weg zum Steinkreis

    Zarra dachte über die ausführliche Antwort Ornlus nach. Wenn alles Leben von Magie berührt wurde und jene Magie zurück zur Mutter kam, wenn das Leben endete, so war es ein vollkommener Kreislauf. Jedes Lebewesen, ob Pflanze, Tier oder Mensch war Teil dieses Kreislaufs, doch was war mit Wasser, Stein oder der Luft? Das Mädchen glaubte, dass auch diese Aspekte der Natur von der Magie berührt sein könnten. Ohnehin, wer entschied, was lebte und was nicht? Die Mutter? Ja, das klang richtig. Die Trauer, welche sie bei dem Ritus zur Ehrung der Toten verspürt hatte, war noch immer bei ihr, doch ein Gefühl der Zufriedenheit mischte sich damit, als sie überlegte, dass alle jene wieder eins mit der Natur, eins mit ihn allen geworden war. So würden sie stets ein Teil des Waldvolkes bleiben und niemals vollständig fort sein.
    „Ich glaube, ich verstehe“, bestätigte sie, dass sie mit der Antwort des Wolfs zufrieden war.
    Sie würde noch länger über die Bedeutung seiner Worte nachdenken müssen, doch für jetzt fehlte ihr das Verständnis der Dinge, wie sie tatsächlich waren.

    Doch bei der einen Antwort sollte es nicht bleiben, als der Jadewolf weitersprach, sie lobte für ihren Entschluss, sie aber auch beschwor, dem Ritual zu vertrauen und ebenso all jenen, die sie begleiteten. Ein jeder hier hatte diesen Schritt gewagt, war der Seele der Natur nähergekommen.
    Seine Worte handelten von der Vergangenheit, von alten Tagen, als die Welt noch jünger war und das Waldvolk noch zahlreicher. Er sprach von den großen Sippen und Zarras Augen weiteten sich, als er von der Libellensippe erzählte, ihren Waldläufern und Methoden, von denen nur wenig überliefert war. Gift hätten sie benutzt und wendig waren sie. Es klang so, als seien sie ebenfalls von kleiner Statur gewesen, ganz so wie Zarra, die zu nahezu jedem Menschen aufsehen musste. Selbst Runa, die jünger war, begegnete ihr auf Augenhöhe.
    Je mehr sie hörte, desto mehr wollte sie erfahren, wollte lernen und verstehen, wo ihre Wurzeln lagen. Sie blickte sich um und entdeckte ihre Großmutter ein ganzes Stück weiter hinter ihrer Gruppe. Sie hatte sich entschieden mitzukommen, doch hielt sich fern von jenen, die ihre Enkelin begleiteten.
    „Darf ich eine weitere Frage stellen?“, erkundigte sie sich vorsichtig, als der Jadewolf etwas sagte, dass ihr Interesse weckte, „Der niedere Pfad. Was ist das?“

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    Auf dem Weg zum Steinkreis

    "Ein Weg um Entscheidungen zu treffen. Große Macht, erfordert auch große Verantwortung. Es ist etwas, was mehr für die Druidenanwärter gilt und ihnen gelehrt wird. Deswegen werde ich dir - trotz und wegen deiner Frechheit eine zweite Frage zu fordern - nur ein Beispiel geben, dass du für dich entscheidest ohne mir eine Antwort zu geben. Bereit?", fragte er und erkannte in etwas Entfernung schon jemanden der wartete. Zarra nickte.
    "In deinem Heimatdorf bricht die Pest aus. Mehr und mehr Menschen erkranken, von außen wird deine Gemeinschaft bedroht und es droht alles zusammen zu brechen, was die Gemeinschaft zusammen hielt. Was machst du? Denn du musst entscheiden. Wählst du den niederen Pfad und brennst das Pestviertel nieder, merzt die Schwäche aus die deine Gemeinschaft befällt, bleibst stark und hart genug, um den Widerständen und dem Zorn der Familien und Sippen standzuhalten? - Hältst du dich aus der Entscheidung raus, weil es nicht deine Aufgabe ist über jemandes Schicksal zu entscheiden? Wählst den schwierigsten Pfad der Neutralität? - Oder gehts du den höheren Pfad mit allen Konsequenzen? Suchst die Rettung aller. Der Kranken, der Schwachen, der Starken, derer die gegen dich sind und Suchst ein Heilmittel und hältst mit guten Taten und Hoffnung machen alles zusammen - bis es gelingt ein Heilmittel zu finden? - Mein Pfad hilft mir Entscheidungen zu fällen. Auch die anderen Pfade helfen dabei. Die Herangehensweise ist aber grundlegend anders. Mein Pfad sucht die Konfrontation, die Stärke und provoziert den Schwachen stark zu werden. Deswegen hab ich den Schamanen attackiert. Und nun mach dir deine Gedanken dazu. Wie hätte Zarra entschieden, als in Silden die Pest tobte. Jetzt weißt du auch, wer das Feuer damals legen ließ.", sagte der Wolfsdruide und schweifte mit seinen Gedanken ab in die damalige Zeit. Was war das für eine harte Zeit damals.
    Wenige Momente später trat der Waldläufer Onyx vor Ornlu, während sie schon am Rand des Hains waren, wo der Steinkreis lag. Nebel war schon zu sehen, während es dämmerte. Ambrose schuf ein grünes Licht und aus der Ferne beobachtete die Gruppe ein wildes Irrlicht.

    "Bewahren! Onyx gekommen. Du helf?", fragte er.
    "Ja, wenn das Ritual für Zarra vorbei ist. Du erinnerst dich?", fragte Ornlu. Der Torgaaner nickte und blickte Zarra an. er wog mindestens das Doppelte, war doppelt so breit und grob geschätzt noch einen Kopf größer wie Ornlu, was hieß, dass Zarra neben Onyx wie ein kleines Kind wirkte. Das taten aber fast alle.
    Der Waldläufer holte dann etwas aus seinem großen Lederbeutel hervor.
    "Dein? Du Mädchen mit Haare weiß wie Quark, heh? Du nicht alt aussehen.", sagte Onyx und reichte Zarra dann ihren Mantel.

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    Steinkreis in den tiefen Sümpfen

    Zarra staunte nicht schlecht, als sie den Kopf in den Nacken legen musste, um dem Hünen, der dort vor ihnen stand, ins Gesicht blicken zu können. Es hatte einen leichten grünen Schimmer vom Licht, welches Ambrose beschworen hatte, doch seine Haut war unverkennbar dunkel. Sie kannte ihn, denn er fiel auf, doch hatten sie nie ein Wort miteinander gewechselt. Und als sie seine Art zu sprechen hörte, stutze sie kurz. Noch überraschter war sie, als er ihr ihren Mantel reichte, den sie bereits vermisst hatte. Wo hatte der Riese ihn gefunden?
    „Danke“, murmelte sie eingeschüchtert und nahm entgegen, was für den großen Mann nur ein Stofffetzen zu sein schien, „Ich bin schon siebzehn!“, erwiderte sie kleinlaut, wandte den Blick jedoch ab, da sie durchaus wusste, warum sie für den Hünen wie ein Kind wirken musste.
    Onyx, wie Ornlu ihn genannt hatte, schloss sich ihrer Gruppe an und während sie durch die Dämmerung wanderten, ließ sich Zarra die Erklärung des Jadewolfs durch den Kopf gehen. Sie war rot geworden, als er sie tadelte eine weitere Frage gestellt zu haben.
    Aber es war keine Frage zur Magie!, hatte sie erwidern wollen, doch sie wollte nicht widersprechen. Er hatte sie zwar gerettet, doch noch immer strahlte er etwas aus, was sie einschüchterte. Auch, dass sie ihn gewaschen und sein Haar geschnitten hatte, nichts geändert. Seitdem er siegreich vom Kampf gegen den Schamanen zurückgekehrt war, hatte sich dieser Effekt eher verstärkt. Und doch wusste sie, dass sie sich an ihn halten sollte, wenn sie ihrer Großmutter die Stirn bieten wollte. Er war ihre beste Chance mehr über sich selbst zu erfahren.

    Die Wege, welche er ihr aufgezeigt hatte, ließen sie nachdenklich werden. Auch wenn der große Wolf den Pfad der Neutralität als den schwierigsten betitelt hatte, wollte ihr nicht einleuchten, wieso. War es nicht am einfachsten den Problemen den Rücken zuzukehren, fortzulaufen? Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr wurde ihr bewusst, was es für Folgen hätte, so zu handeln. Ja, man wäre dem akuten Problem aus dem Weg gegangen, doch zu welchem Preis? Menschen, die sie liebte könnten sterben. Ihr Gewissen würde sie plagen und heimsuchen, strafen dafür, dass sie einfach weggesehen hatte, auch wenn es dem natürlichen Lauf der Dinge entsprochen hatte. Nein, das konnte sie nicht. Das wollte sie nicht. Sie wusste wie es war, wenn jemand wegsah, nichts unternahm, um jenen zu helfen, die zu schwach waren sich selbst zu helfen. So wie sie. Sie war schwach und nie hatte ihr jemand geholfen bis zu dieser Wilden Jagd, wo sie mehr Hilfe erhalten hatte, als sie jemals würde erwidern können.
    Ich muss es zumindest versuchen! Zurückgeben, was mir gegeben wurde. Das ist es, was ich will!
    Doch wäre ihr Weg jener, der die Schwachen zwang stark zu werden oder würde sie ihnen helfen in dem Wissen, dass sie immerzu auf weitere Unterstützung angewiesen sein würden?
    Das Gedankenspiel der Pest im eignen Dorf, es würde sie noch lange Zeit beschäftigen, wie auch alles andere, was der Druide ihr heute offenbart hatte. Das Feuer damals in Silden kam ihr in den Sinn, doch sie war noch so jung gewesen. Wäre sie heute hier, wenn der Jadewolf nicht gewesen wäre?

    „Wir sind da“, verkündete Ornlu, als sie eine weitere Gruppe dichter Baumriesen hinter sich ließen. Ein Tümpel lag still vor ihnen, in dem sich das erste Mondlicht sammelte und einen silbrigen Schleier über jene sechs Findlinge warf, die in einem perfekten Kreis über einen kleinen, steinernen Altar wachten. Zarra spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Den ganzen Weg über hatte sie sich mit dem Gespräch mit Ornlu und ihren Gedanken zu seinen Worten abgelenkt, sodass sie keine Gelegenheit gehabt hatte, Aufregung zu verspüren. Nun jedoch, das Ziel dieser Wanderschaft vor Augen, überkam sie Furcht, Angst vor dem Unbekannten. Sie sah sich hilfesuchend um, doch begegnete sie nur ernsten Blicken. Selbst Ambrose lächelte ihr nicht aufmunternd zu und auch ihre Großmutter wirkte angespannt, hielt sich jedoch weit fern von den anderen, die sich um den Steinkreis zu sammeln begannen.
    „Was muss ich tun?“, flüsterte sie besorgt, „Nur im Innern des Kreises bleiben?“
    Sie schaute in die nahen Bäume, fragte sich, ob dort etwas lauern mochte. Doch sie musste Vertrauen haben, Vertrauen in die Druiden ihres Volkes.

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    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Auf dem Weg zum Steinkreis

    Es war vorüber. Endlich war es das. Nur fünf Tage der Herausforderungen, der Kämpfe und Ungewissheit, doch Maris war müde. Und wenn er in die Gesichter der anderen blickte, war er da nicht alleine. Sie alle hatten geschwitzt und geblutet, hatten Gefährten und Bekannte verloren, aber manche von ihnen waren auch über sich hinausgewachsen. Zarra war eine von ihnen - und nun würde sie die Nächste in einer langen, traditionsreichen Reihe sein, die in den Kreis aufgenommen wurde. Es war schön, dass trotz ihrer mittlerweile geringen Zahl doch so viele zusammenkamen, um das Mädchen willkommen zu heißen als Eine der Ihren.
    Dass Ornlu aber ausgerechnet ihn auserkoren hatte, um sie auf ihren ersten Schritten zur Magie zu begleiten, hatte ihn schon sehr überrascht. Schließlich hatte Maris so etwas noch nie zuvor getan. Ob es etwas mit Zarras Großmutter zu tun hatte, die den Tross in Richtung des Steinkreises zwar begleitete, aber dabei einen großen Abstand zu ihrer Enkelin und dem Wolf hielt, der an ihrer Seite wandelte und mit ihr sprach?
    Während sie liefen, blickte Maris zu seiner Tochter, die neben ihm lief und große Augen machte. Sie war auch Eine derer, die über sich hinausgewachsen waren. Runa Löwenherz hatten manche sie genannt, Runa die Furchtlose und Runa Skaratod. Maris konnte kaum glauben, dass er seine Kleine bis vor kurzem noch nicht einmal mit einem scharfen Schwert hatte üben lassen wollen. Nun hatte sie eine Dämonin bezwungen und ihm das Leben gerettet, führte mit dem Recht der Siegerin einen Säbel an ihrem Gürtel, der nicht von dieser Welt war, und hatte leibhaftig den neuen Herrn des Sumpfes gesehen. Runa, der Maris vor wenigen Wochen noch nicht einmal die kleinsten Zauber hatte zeigen wollen, war nun in tiefste Geheimnisse ihres Volkes eingeweiht worden, von denen selbst mancher gestandener Waldläufer ein Leben lang nicht erfuhr, und sie sog alles, wirklich alles davon auf wie ein Schwamm.
    Ihr Volk war es fürwahr, denn es bestand kein Zweifel mehr daran, wohin Runa gehörte. Der Baum hatte es gewusst und ihr das Mal der Jagd verliehen. Nun trug sie den Segen der Jagd und war eine Andere. Maris hätte nicht stolzer auf sie sein können. Und er schwor sich, von nun an nichts mehr vor ihr zu verbergen.

    "Runa, komm mal mit", sagte er und deutete nach hinten. Die beiden ließen sich zurückfallen, bis sie gleichauf waren mit der alten Nerea, die ehrlich überrascht wirkte, als sie Maris ansah.
    "Salam, werte Nerea", grüßte Maris freundlich und senkte sein Haupt. "Es stimmt mich traurig, dich hier hinten so verlassen wandeln zu sehen. Warum bist du nicht an der Seite deiner Enkelin in diesem bedeutenden Moment?"
    Nereas Gesicht ballte sich zur Faust. "Der Wolf hat sie in seinen Fängen."
    Sie spie die Worte voller Argwohn aus, der gar nicht zu der gutmütigen alten Frau passen mochte.
    "Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist", sagte er, "aber in diesem großen Augenblick in Zarras Leben solltet ihr nicht von Streit entzweit werden. Ornlus Wege mögen einem nicht immer zusagen, doch er sorgt sich - um die Gemeinschaft und um deine Enkelin."
    Maris deutete auf Runa. "Das ist meine Älteste, Runa. Sie ist nicht wie Zarra in der Gemeinschaft aufgewachsen, und ich habe sie lange von den Geheimnissen der Natur ferngehalten - um sie zu schützen, wie ich mir immer gesagt habe. In Wahrheit habe ich nur meine Ängste geschützt. Damit ich das erkenne, musste Runa erst das Mal der Jagd erhalten. Doch von nun an will ich sie nicht mehr durch meine Ängste daran hindern, zu erblühen und Größe zu erlangen."
    Er lächelte seine Tochter an - sie strahlte zurück. Dann sah er wieder zu Nerea, die - ganz die Weisheit des Alters in sich tragend - zuhörte, statt zu sprechen.
    "Ornlu hat mich gebeten, Zarra auf ihren ersten Schritten zu begleiten. Aber da ich sehe, wie es zwischen dem Wolf und dir steht, möchte ich dich erst um Erlaubnis bitten, bevor ich einwillige. Ich werde sie an meiner und Runas Seite mit mir nehmen und ihr zeigen, wie sie die Macht des Bundes lenken kann, die ihr verliehen wurde, falls du zustimmst. Ihr wird nichts geschehen - das ist ein Versprechen. Sein Weg ist nicht meiner."
    Ob Ornlu ihn deshalb für diese Aufgabe ausgewählt hatte?
    "Du musst mir nicht jetzt sagen, wie du dich entscheidest. Ich werde deine Entscheidung so oder so respektieren. Aber heute Nacht, darum bitte ich dich, schlucke den Zorn und den Stolz herunter und stehe an der Seite deiner Enkelin. Denn genau dort braucht sie dich heute Nacht. Und wenn sie in sechzig Wintern daran zurückdenkt, wie ihr Weg begann, wird sie dein Gesicht vor Augen haben. Weil du für sie da bist. Selbst wenn das heißt", er blickte Runa in die Augen, "ihre Hand loszulassen, damit sie frei fliegen kann."
    Maris nickte bestimmt.
    "Das war alles, was ich dir sagen wollte. Ich glaube, wir sind da."

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    Steinkreis in den tiefen Sümpfen

    "FAEN CALAD!" rief Ornlu und mit der Macht seiner Stimme erschuf er eine silbern schimmernde Lichtkugel über dem Steinkreis. Corax trat aus dem Schatten hervor und begrüßte Ornlu und verneigte sich vor Zarra.
    "Bleib genau hier und vertrau uns einfach.", sagte der Wolfsdruide zu Zarra und stellte sie vor den flachen Altar im Zentrum des Kreises. Dann blickte er zu den anderen Anwesenden. Sie standen außerhalb des Steinkreises und würden der ganzen Sache einfach nur beiwohnen. Als Zeugen, als neue Familie für Zarra.
    Dann traten er und Corax an einen der Monolithen der Wassertiere, wo ein neues Zeichen zu sehr schwach zu erkennen war. Das Symbol der Kröten - zu Ehren des Herrn des Sumpfes. Ornlu gebührte die Ehre und er berührte den Monolithen mit seiner Hand.
    "Echuio!", sagte er und Magie jagte in das Zeichen hinein, dass dann sofort sichtbar zu glimmen begann. Corax berührte das Zeichen der Landtiere am nächsten Monolithen gegenüber und erweckte es magisch. Dann erweckten beide Druiden parallel das Zeichen der Lufttiere und das der Pflanzen, um ein Gleichgewicht im Steinkreis zu schaffen. Zuerst der Pflanzen-Monolith dann die anderen. Alle begannen zu pulsieren und in ihrem hellen Schein den inneren Kreis schon sanft zu erleuchten, während die Lichtkugel von Ornlu erlosch.
    Die Druiden traten an die letzten zwei Monolithen und erweckten sie mit einem >Echuio!< im Gleichklang. Das Zeichen der Orks glühte auf und das der Menschen pulsierte auf und der Steinkreis war erwacht. Corax trat aus dem Kreis und Ornlu blieb bei Zarra.
    Die Beschwörung der alten, verborgenen Naturmächte des Tooshoogebiets begann. Ein magischer Sturm brach regelrecht sofort los! Magische Wirbel traten aus den Monolithen und erhellten den Ort im Schein der Farben der Natur. Gräser wucherten, Bäume rüttelten sich, die Oberfläche des Tümpels wurde unruhig, Tiere erwachten und der Nebel wurde weit weg vom Steinkreis getrieben..
    Corax hielt diesen magischen Ströme im Kreis des Steinkreises, während der Wolfsdruide die Kräfte darin lenkte und dem Chaos eine Ordnung begann zu geben. Man weckte den Gesang der Natur aus den geheimnisvollen Tiefen des Steinkreises. Die stärkste Kraft, die dem Steinkreis inne wohnte, erwachte und bildete einen schier unkontrollierbaren magischen Sog von innen, der an allem zerrte und gleichzeitig eine unbändige Kraft, die nach außen brechen wollte.
    Beide Druiden schafften vereint und Dank ihrer Erfahrung, den Sog im Kreis strömen zu lassen, ohne dass irgendwas ausbrach oder irgendwer davon gerissen wurde. Es war wunderschöne, uralte Magie, die in einer Säule langsam über den Steinkreis aufstieg. Sie leuchtete magisch in allen Farben der Natur und trat in verschiedenartigen Kräften, Schleiern und Strömen hervor. Ja, selbst der aufkommende Klang im Steinkreis war auf seine Art magisch-schön und war wie der magische Gesang dieses ewigen Ortes.
    Die Augen des Wolfsdruiden glimmten in einem blutigen Orange auf und der Kristall in seinem Stab tat selbiges. Ornlu legte Zarra die Hand an das Herz und blickte sie durch die Magie an.
    "Echuio!", rief er, erhob seinen Druidenstab in die Höhe und packte dann Zarra wie ein Wolf die Beute mit seiner Magie. Dann kam die unbändige Macht des Steinkreises und jagte alle erwachten Kräfte durch Zarras Körper und ihre Magie. Sie musste in diesem Moment Größtmögliches aushalten und erlangte das Gleichgewicht des Kreises in sich.
    Der Sturm flaute allmählich ab und die Kraft, die aus den Monolithen erwacht war, jagte nun wieder in diese hinein. Die Druiden atmeten schwer, während die Monolithen zur Ruhe fanden und das Glimmen nur noch schwach zu sehen war.
    "Zarra ist gestorben. Du! - Zarra! - Wurdest wiedergeboren.", sagte der Druide und sah zu, wie Zarra sich am Altar abstützen musste und Nerea zu ihr lief, jedoch zögerte, als Ornlu sie erblickte. Dann nickte er ihr zu und sie kam zu ihrer Enkelin. Unterdessen kamen auch alle anderen hinzu, um sich ihr im passenden Moment wirklich vorzustellen.

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    Steinkreis in den tiefen Sümpfen

    Zarra stand zitternd vor dem Altar, ihre Augen weit aufgerissen, als sie die silbern schimmernde Lichtkugel über sich erblickte, die wie ein kleiner Mond aufstiegen.
    „FAEN CALAD!“, hallte es durch den tiefen Wald und über den Tümpel, und mit diesen Worten entfesselte Ornlu die Macht seiner Stimme. Corax, der geheimnisvolle Rabendruide, trat hervor, verneigte sich tief vor ihr und begrüßte sie mit einer Ehrfurcht, die das Mädchen berührte.
    „Bleib genau hier und vertrau uns einfach“, sagte der Jadewolf sanft zu ihr, während er sie vor den flachen Altar führte.
    Sie spürte die Blicke der anderen Anwesenden, die außerhalb des Steinkreises standen und Zeugen dieses geheimnisvollen Rituals wurden – ihre neue Familie.

    Als Ornlu und Corax sich den Monolithen zuwandten, fühlte Zarra die Macht eines jeden Zeichens, welche unter der Berührung der Druiden zu leuchten begann. Instinktiv wusste sie, für was die Symbole standen und sie spürte die Kräfte, welche entfesselt wurden.
    „Echuio!“, riefen die beiden Druiden und Magie durchströmte die Monolithen, ließen sie hell erstrahlen bis sie alle im Einklang pulsierten.
    Ein sanftes Licht füllte das Innere des Steinkreises, vertrieb die junge Nacht. Doch schon im nächsten Augenschlag begann jenes Licht, die Magie, zu toben. Entlassen in die Freiheit nach so langer Zeit, wollte sie wüten und strömen, wehen und wachsen, steigen und weilen. Zarras Zopf löste sich, ihr Haar stob in alle Richtungen, folgte dem Sturm der magischen Kräfte, die entfesselt worden waren. Der Nebel, welcher sich mit Einbruch der Nacht über den Sumpf gelegt hatte, wurde wie von Geisterhand fortgespült, legte einen uneingeschränkten Blick auf die Szenerie frei.
    Corax, der aus dem Kreis herausgetreten war, hob die Arme, wisperte einen Strom an Worten, die Zarras Ohr nie erreichten, doch es schien so, als würde er die wirkenden Mächte lenken, sie davon abhalten auszubrechen und Chaos zu verursachen.
    Mittlerweile zerrten die Kleider von Silla, welche sie noch immer trug, an ihrem Körper, wollten sich mitreißen lassen vom tobenden Sturm. Doch der Jadewolf schritt ein, hob seinerseits den Druidenstab hoch empor und brachte Ordnung in das Chaos, welches sie zu verzehren drohte. Die undeutbaren Ströme wurden in Bahnen gelenkt, fügten sich der Kontrolle der Druiden und wirbelten bald schon im Gleichklang in einem perfekten Kreis um sie herum. Der tosende Lärm, welcher alles anderen Geräusche übertönt hatte, wob sich zu einer Melodie, die das Herz des Mädchens berührte. So alt war sie und doch so neu, als würde sie die Geburt eines neuen Kindes besingen.

    Unerwartet griff Ornlu nach Zarras Herzen, legte ihr die Hand auf die Brust mit glühenden Augen, die ihm ein übernatürliches, ehrfurchtgebietendes Aussehen verliehen. Es war, als würde sie nichts anderes mehr wahrnehmen, als dieses Leuchten. Sie spürte, wie ihre Augen im gleichen blutigen Orange glommen, ein Spiegelbild der Augen des Wolfsdruiden.
    „Echuio!“, rief er erneut und ähnlich wie in Niradh packte sie eine unbändige Macht, griff nach ihrer Magie.
    Doch dieses Mal durchströmten die Kräfte des Steinkreises ihren Körper, forderten sie heraus. Die Zähne des Wolfes hielten die Magie in ihr, während die Macht der Monolithen an ihr zerrte, sie zu zerreißen drohte. Sie wollte schreien, doch kein Laut kam ihr über die Lippen. Da waren nur diese leuchtenden Augen, die sich in ihre Seele bohrten. Sie spürte, wie der Wolf dem Sturm harrte, wie er Kraft aus Ornlu schöpfte, bis die Belagerung der Mächte der Natur nachließ. Das Zerren und reißen legte sich und anstelle dessen schenkte der Steinkreis ihr das Gleichgewicht.
    Langsam wurde sich Zarra ihrer Umgebung wieder gewahr. Sie sah noch, wie die zahlreichen Farben zurück in die Monolithen wichen. Die urtümliche Magie würde dort verweilen, bis sie erneut gerufen wurde, bis es ein neues Kind des Kreises geben sollte.
    „Zarra ist gestorben, Du! – Zarra! – Wurdest wiedergeboren“, sagte der Wolfsdruide, dessen Augen sich wieder normalisiert hatten.
    In diesem Moment wankte die Weißhaarige, knickte ein und hielt sich nur dank des Altars aufrecht, auf dem sie sich stützen konnte. Der Sturm in ihr hatte sich gelegt, doch den Tribut zahlte nun ihr Körper.
    Sie sah, wie ihre Großmutter in den Kreis trat, die Erste unter denen, die dem Ritual beigewohnt hatten. Die Erste, die sie in diesem neuen Leben willkommen heißen wollte.
    „Oma…“, flüsterte Zarra, als sie merkte, wie die Wut, welche sie verspürt hatte, mit ihrem alten Leben gestorben war.
    „Liebes…ich. Es tut mir leid. Ich bin sehr stolz auf dich.“
    Nerea nahm sie in den Arm und hielt sie, während die anderen warteten, sich ihr ebenfalls vorstellen zu dürfen und ihrerseits ihre Vorstellung anzunehmen.

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    Veteran Avatar von Kiyan
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    im fast abgebauten Basislager (Tiergefährte 1 - Selbststudium)

    Als Kiyan zurückkehrte, sah er den Vogel nicht mehr. Er hatte den Versorgern, die gerade das Basislager abbauten, einige Trockenfrüchte abgequatscht, in der Hoffnung, dass die Rabin auch so etwas essen würde. Ihm waren die Lieblingsspeisen dieser Vögel nicht bekannt, er wusste, dass sie durchaus Nüsse aßen, aber auch an Aas herumpickten. Wählerisch waren die schwarzgefiederten Unheilbringer also offensichtlich nicht.
    Nun jedoch lag da nur der Orkspeer an der Stelle, an der Kiyan ihn liegen gelassen hatte. Wirklich eine Verbrecherin! Ihre Aufgabe als Wachrabin hatte sie aufs sträflichste vernachlässigt. Aber nun, dachte er seufzend, weg ist sie.
    Gerade als er den Speer wieder aufnahm und zusehen wollte, wo sich Ricklen und der Rest des Kommandos herumtrieben, hörte er in der Nähe den Ruf eines Raben. Auf einem moosbedeckten Baumstumpf hockte der schwarze Vogel und sah ihn seitlich an. Einen Augenblick schaute Kiyan, versuchte zu erkennen, ob es seine neue Bekanntschaft war … da hüpfte der Vogel vom Stumpf und weiter zu ihm hin. Ein wenig ulkig und unelegant sah das schon aus, aber die Rabin schien sich darum nicht zu scheren.
    Es ist ja auch ein Tier, verdammt.
    „Verbrecherin?“
    Gekrähter Protest.
    „Wusste ich’s doch. Hab ich sofort erkannt.“
    Gekrähter Zweifel.
    „Hier. Trockenobst.“ Kiyan legte die getrockneten Äpfel auf den Boden. Der Vogel schaute zu ihm hoch, den Kopf schräg. „Was denn? Pass mal auf, meine Hübsche, ich bin nicht Leibkoch von Ethorn! Und ich krieche ganz sicher nicht durch den Sumpf, um dir ein paar tote Mäuse zu besorgen, da hättest du lieber eine Katze befreundet.“
    Aber die Rabin schien das zu akzeptieren. Widerwillig.
    „Sehr gut. Sonst müsstest du dir selber was besorgen. Das ist anstrengend.“
    Kiyan rieb sich das bärtige Kinn, fixierte die Rabin. „Pass auf, Abmachung, ok? Ich besorge dir Futter und du leistest mir dann und wann Gesellschaft?“
    Der schwarze Vogel verschlang das letzte Stück Trockenobst, fuhr sich mit dem Schnabel durch das glänzend schwarze Gefieder, krähte und erhob sich in die Luft und flog davon.
    „Betrügerin ist ein besserer Name, verflucht!“, rief er ihr lachend hinterher, ehe er über sich und das Tier den Kopf schüttelte. Wahrscheinlich zehrten die letzten Tage einfach an seinen Nerven. Zurück im Baum würde er wohl erst einmal lange schlafen. Zehn Jahre mindestens.

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    Waschweiber-Verführer Avatar von Ornlu
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    Steinkreis in den Tiefen Sümpfen

    Es war Corax der nach Nerea als Erster seine Aufwartung machte. Abermals verbeugte er sich vor Zarra.
    “Willkommen im Druidenzirkel von Tooshoo. Mein Name ist Corax Erindar und ich gehöre dem inneren Zirkel wie Meister Jadewolf an. Ich bin nicht oft auf Tooshoo, weil ich meine Höhle unweit der nördlichen Tempelruine bewohne und dort meine Forschungen nachgehe. Wenn du das Wesen der Pflanzen ergründen willst, werde ich immer ein Stück mehr wissen wie der gute Ornlu. Ich wünsche dir viel Erfolg.”, sprach der Rabendruide und ließ Ornlu sprechen.
    “Wer ich bin hast du schon erleben dürfen. Was ich kann, kann ich dich auch lehren. Ich bin, seit je her der druidische Wildhüter der Gemeinschaft. In Silden habe ich Trolle und Schattenläufer überzeugt woanders eine Heimat zu finden, aber auch verdorbene Wesen schon bekämpft. Hier ist dasselbe. Ich bin der Druidenälteste von Tooshoo und muss dich an etwas erinnern. - Vergiss niemals, dass wir geheim sind und selbst jene unseres Volkes nicht in alles eingeweiht sind. Es ist besser für uns, wenn die Welt uns für ein Märchen hält. Alles weitere wird dir Maris beibringen. Du stellst dich uns allen zum Schluss vor. Viel Erfolg und willkommen, meine…Haarschneiderin.”, sagte mit einem etwas schelmischen Grinsen und blickte zu Zarra und Nerea. Wen er damit wirklich meinte und damit beabsichtigte… Das wusste nur er, der schon lange kein Sumpfkraut mehr geraucht hatte. Dann kam Ambrose.
    “Meine liebe Frau Zarra. Meinen Namen kennst du schon und was ich kann ist dir auch schon zu Augen gekommen. Wenn du soweit bist, werde ich dir gerne beibringen was ich weiß. Solltest du Interesse daran haben in der Freizeit Molerats zu züchten oder Kartoffeln anzupflanzen, dann werden wir allerbeste Freunde! Ich komme von hierher und war in meinem Dorf bei Stewark Schweinehirte und Bauer. Dann kam ich nach Myrtana und fand viele gute Meister, die mir beibrachten was ich weiß. Ich gehöre dem mittleren Zirkel von Tooshoo an und bin ein Seher, aber kein Druidenanwärter. Das möchte ich nicht sein. Willkommen!”, sagte er und drückte Zarra sogar, als wäre der Griffin über ihn gekommen.
    “Du bist mager! Aber das kriegen wir schon hin! Eine schöne hohe Stirn, damit du auch eine Krähe wirst und für die Mutter die Augen offen hältst! Jajaja! Ich bin Gilana und von mir wirst du lernen wie die Mutter zu ihren Kindern spricht und wie unser Volk einst mit allen Lebewesen eine Sprache sprach. Die Runen wirst du lernen und wenn du es kannst, wirst du lernen aus ihnen die Zukunft zu lesen! Hihihi! Ein hübsches Mädel meine liebe Nerea. Ein hübsches Mädel, jaja. Viel Erfolg sollst du haben!”, wünschte die schrullige Gilana, die ihre ganze Stirn mit Pech bemalt hatte und Oberhaupt eines kleinen Krähenkultes von vier Leuten war. Sie teilten alles Wissen über die Mutter des Lebens und zogen nach Visionen am Schrein für die Mutter los, um zu sehen und in ihrem Sinne zu handeln. Sie waren harmlos, aber schon ein merkwürdiges Quartett.
    Die Botin kam nun vor und lachte Zarra schelmisch und breit an, dann stellte sie sich zu einer Verbeugung in Position und wartete das Zarra selbiges tat. Dann verneigten sie sich wie zwei Gauklerinnen vor dem Publikum und die Botin sprang auf. Sie klatschte zufrieden und machte dann Gesten die besagten, dass sie sie beobachten würde, das sie ihr zuhören würde und das sie die nächste Harpyie von ihr fern halten würde. Dann tat sie so, als würde sie ihr was zuflüstern und und hielt dann einen Dietrich in der Hand. Sie zwinkerte ihr zu und empfahl sich mit einem höfischen Knicks.

    Osmo schoss dann wie so oft den Vogel ab und starrte sie erst wirr an, grinste dann wie ein Affe und trat näher heran.
    “Ich bin der Sohn des Feuerfuchses der meine Mutter die Morgenröte am Himmel jagt. Ich bin der Wind aus Nord-Süd und der Herold des flüsternden Berges. Man schimpft mich Oooooosmmmmmmmooo! Willkommen Tochter vom weißen Herz und des Sohns der roten Frau. Ich bin der traurige Gott zu dem niemand kommt, um alles zu wissen was den Körper heilt. Kommst du zu mir? Dann zeig ich dir wie man gelb zu gelb, blau zu blau und rot zu rot vereint und seinen Körper und Geist richtig zur Geltung bringt!”, versprach der Wirre und posierte wie ein Bodybuilder, wurde knallrot im Gesicht und schlug dann drei Mal blitzschnell um sich mit den Fäusten. Wobei beim dritten Schlag spürbar seine ganze Magie punktgenau sich auf dem Zeigefinger in einer winzigen Kugelform manifestierte und dann wieder in Osmo verschwand. Corax schüttelte nur den Kopf und Ornlu zuckte mit den Schultern.
    Leyla trat vor und lächelte Zarra sanft an. Sie stellte sich als Ovates vor und erzählte ihr, dass sie mit Leib und Seele Heilerin sei. Dass Zarra gerne Aufträge für sie erfüllen kann und sicher was dabei von ihr oder Thorwyn lernen würde. Ornlu fragte sich jedes Mal, wie eine so schöne Frau wie Leyla mit diesem halben Faultiergesicht zusammen kommen konnte. Es gab eine Zeit in Silden, da wären sie und er beinahe mehr geworden. Zumindest nach seinem sehr lüsternen Ich. Leyla bot ihr an, dass wenn beide Heiler ihr zu viel werden, sie richtige Heilkunst von ihr lernen könnte und drückte sie dann ganz leicht. Beide hatten fast dieselbe Haarfarbe und man könnte meinen, sie wäre ihre Tante oder Cousine der Mutter.
    Kalad war es, der dann seine Grüße aussprach. Dabei reichte er Zarra nur an Brust mit seiner Körpergröße.
    “Frau Zarra! Es ist mir ein Ehre! Ich bin Kalad und habe nur Gutes von den Wölfen gehört! Sollte dich dieser Hundsfott Okam scheel angucken, sagst du mir bescheid! Ich tret den Sack in den Arsch, verdammich! Grrrr! - Ich bring dir das Fluchen bei. Diese netten Leute hier können viel, aber fluchen wie Bückknaben der Paladine nach dem Ritt! Muhahaha! Ansonsten, liebes Fräulein trinken wir einen und ich zeig dir wie man beim Kartenspiel bescheißt und alle Zauber der Druidenlehrlinge beherrschen lernt! Jawohl! Haha! Wir treten Okam und Hjarti in den Arsch! Bis dahin, viel Spaß!”, sagte Kalad der Kleinwüchsige und stampfte davon. Nerea wirkte regelrecht schockiert und Ornlu dachte sich, dass vor allem Aniron diesen kleinen Mann in ihr Herz schließen würde. Runa schien begeistert.
    Es war nun Vareesa die sich vorstellen wollte…

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    Kämpfer Avatar von Vareesa
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    Steinkreis in den tiefen Sümpfen

    Vareesa hatte seit dem Fall des alten und Aufstieg des neuen Herren des Sumpfes kaum Zeit gehabt auch nur irgendetwas zu verarbeiten. Wie schon zuvor war es, als hatte sie sich durch eine wabernde Masse aus Stimmen, Emotionen und Eindrücken bewegt die weder langfristig greifbar noch mit Gedanken zu, nun, bedenken waren. Noch letzte Nacht hatte sie, gemeinsam mit einigen anderen, stillen Abschied von den Toten genommen, lange nach der Zeremonie für die Toten. Es waren die ersten stillen Augenblicke, in denen die Wanderin hatte realisieren können, was überhaupt geschehen war... Nun, zum Teil zumindest. Eigentlich, soviel stand fest, hatte sie unglaublich viele Fragen. An die Druiden. An die Waldläufer. Sogar an die große Kröte, die nun so eine Art... Wächter des Sumpfes war? Aber... Gerade für diesen Moment, als alle Tränen für die Toten vergossen, alle Lieder gesungen waren... Fühlte sie sich... Zufrieden? Zu sehen, wie eine neue Seele besänftigt, ihre Magie gebändigt und dieses Mädchen, Zarra, damit neu geboren wurde, zumindest nach den Worten des Wolfes, war schon ein Ereignis für sich. Damit war Vareesa selbst auch nicht mehr die 'Neue'. War das gut? Vielleicht. Würde Zarra sich so verloren fühlen wie sie? Nein, wohl kaum... Sie hatte so viele Gesichter die sich ihr vorgestellt hatten. So viele Menschen und mit ihrer Großmutter, der alten Nerea sogar Familie die auf sie Acht gab. Die Frau mit den grünen Strähnen konnte nicht umhin, das junge Ding zu beneiden... So umsorgt und behütet. Ihre Magie gebändigt, wo die Wanderin jeden Tag kämpfen musste, nicht daran zugrunde zu gehen. Und nun würde sie auch bei Maris in die Lehre gehen und damit... Ja, ihre Mitschülerin werden. Und natürlich würde sie die Dinge schneller zu meistern lernen, als Vareesa. Mit all der Unterstützung. Aber... Sie war ja irgendwo auch noch ein Kind. Und... Kinder musste man so behüten, oder? Erst jetzt begann die Bognerin zu realisieren, dass sie nie diese Geborgenheit empfunden hatte, die dem mysteriösen, weißhaarigen Mädchen zuteil geworden war. Was hieß, dass sie entweder maßgebliches Potential in sich trug oder schlicht die Gunst besaß, einer alten Familie des Waldvolkes anzugehören. Und nun stellten sich sogar alle bei ihr vor. Hießen sie willkommen. Die tiefblauen Augen wanderten zu Boden und die Bognerin atmete tief durch. Wieder zogen die Stimmen der anderen an ihren Ohren vorbei. Worte wurden gesagt. Dinge erklärt. Und, wo die eine in der Gemeinschaft Fuß fasste, fühlte sich die andere mit einem Schlag so schrecklich alleine. Zu gerne wäre sie einfach zurück zu Ronja gegangen. Zurück in die Werkstatt, zu ihren Bögen und dem kleinen Spatz. Zu Bud und Terrence. Aber würde sie dann jemals Antworten bekommen? Jenes Spiel lernen, das sie so sehr hasste?

    Nachdenklich blickte sie auf und fokussierte die junge Rimbe. Selbst wenn man sie hier unter so freundlichen Gesichtern aufgenommen hatte - Ein Großteil dieser Leute war, so sehr ihre Herzen am rechten Fleck saßen, ein Haufen irrer Kerle deren grobe Art nun wirklich nicht immer das waren, was eine heranwachsende, junge Frau brauchte. Für den Moment erinnerte sich Vareesa an ihre Zeit in Vengard zurück. An die älteren Frauen, damals im Bordell, die ihr das Leben erklärt hatten das über Freier und den 'beruflichen' Alltag hinaus ging. Dass eine Frau sich behaupten musste in dieser rauen Welt. Vielleicht... Brauchte sie einfach eine Art große Schwester. Eine Erkenntnis, die gerade recht kam, als nun die Augen auf die Kapuzenträgerin gerichtet waren und sie unsicher zwischen den Anwesenden hin und her blickte. Da wurde wohl wirklich erwartet, dass sie sich auch vorstellte.

    Etwas betreten aber nicht weniger unsicher über ihre nächsten Worte, ging sie nun auf das junge Mädchen zu, setzte dabei ein freundliches Lächeln auf und beugte sich etwas zu ihr herunter. Das Mädchen war entweder noch im Wachstum oder eben von Natur aus etwas kleiner. Die Wanderin erinnerte sich an jene formvollendete Geste, die sie auf ihren Reisen gelernt hatte: Das geneigte Haupt, die Rechte auf dem Herzen die sich bei der Bewegung zur gegrüßten Person öffnete.

    "Also, du bist das andere Mädchen, dass die Harpyien zum Anbeißen fanden, hm? Bewahre, Zarra. Ich bin Vareesa und werde auch bei Maris lernen... Was uns irgendwie zu Mitschülerinnen macht. Ich kann dir zwar nicht so viel über die Magie erzählen, wie ein Wolf, ein Rabe oder all die anderen hier, aber wenn du etwas über Bögen und den Umgang damit lernen möchtest, kommst du zu mir! Und lass dich nicht von den ganzen groben Klötzen hier einschüchtern.", damit schob die Bognerin ihre Kapuze zurück in ihren Nacken und löste das Stoffband, welches sie sich in einem ruhigen Moment angefertigt hatte aus den eigenen Haaren die darauf sanft und wild auf ihre Schultern glitten. Dann reichte sie ihr das Band. Darin waren zwei Federn jener Harpyie eingearbeitet, die sie beim Überfall im Überschwung des magischen Ausbruchs getötet hatte. Ein wenig unsicher blickte die junge Rimbe auf das Kleinod, dann hinauf zu Vareesa und wieder zu dem Band. "Darf ich? Ja... Genau... So... Wunderbar!". Es waren ein paar routinierte Handgriffe seitens Vareesa und schon trug das Mädchen mit den weißen Haaren das Band in den eigenen Haaren die zuvor noch wild zu allen Seiten herunter hingen. Eine einfache Schleife über einem festen Knoten, der die haarige Lawine ansehnlich aber auch praktikabel genug gebändigt hielt und dabei symmetrisch die beiden Federn darüber legte. "So wird dich künftig jede Harpyie fürchten lernen! Ansonsten... Ich habe immer ein offenes Ohr... Schwester.". Damit stand die Bognerin, unverändert lächelnd auf und machte wieder einige Schritte zurück zu den anderen. Das war nun wirklich genug Aufmerksamkeit für die nächsten Tage...

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    Ritter Avatar von melford
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    Es war schon einige Zeit her, als Melford die letzte Aufnahme in den Druidenzirkel miterlebt hatte und so wohnte er dem Ritual mit teils nostalgischen Gefühlen bei. Unter anderem auch weil er die Rimbes noch aus Silden her kannte und die kleine Zarra jetzt doch zu einer erwachsenen Frau herangereift war. Wie schnell die Zeit vergeht, wird einem manchmal erst bei solch großen Ereignissen wirklich bewusst. Und dass ausgerechnet die zarte Zarra diesen beschwerlichen Pfad eingeschlagen hatte, verwunderte den Schwarzhaarigen schon sehr. Also...teilweise zumindest; war ihm doch sehr bewusst, dass das Leben einen manchmal in bestimmte Richtungen zwängte. Man mochte fast schon von Schicksal sprechen! Aber dass es ausgerechnet Zarra treffen würde, hätte er nie geahnt!

    Während des ganzen Rituals hatte sich Melford mehr als Zuschauer verstanden, der dem ganzen gespannt beiwohnen und sich so noch etwas von der Wilden Jagd erholen konnte. Seine alltäglichen Pflichten würden ihn schließlich früh genug wieder einholen! Auch wenn er keine großen Verletzungen zu verzeichnen hatte, so schien er sich dann doch die ein oder andere Prellung und Zerrung beim Kampf gegen den Hirsch-Troll zugezogen zu haben. Nichts was ihn von der Arbeit abhalten würde, doch etwas Schonung würde ihm sein Körper sicherlich danken!
    Während der Handwerker den anderen gespannt bei ihren Vorstellungen zuhörte, wurde ihm plötzlich gewahr, dass er bald auch an der Reihe wäre. Ein Umstand, der den Myrtaner tatsächlich leicht ins Schwitzen brachte, war er doch so gar nicht der Mentor-Typ. Arbeitskollegen Anweisungen geben war dann doch etwas anderes, als etwas persönliches von sich vor dem Zirkel und vor allem vor einem Neuling preis zugeben. Was sollte er da am Besten erzählen, was der jungen Frau einen guten Einblick verschaffte und hilfreich war? Ornlu schien bei soetwas immer irgendwie die richtigen Worte zu finden. Oder Ryu! Ja der konnte auch Reden! Oder Porgan ...damals in Beria...

    Nachdem Vareesa ausgesprochen hatte, kehrte für einen Moment Stille ein, denn ehe es sich der Baumeister versah, war er auch schon dran! Plötzlich hellwach richtete er sich zur vollen Größe auf und schritt zu Zarra hinüber.
    „Nun, wie die Meisten kennst du mich als Melford den Baumeister, aber tatsächlich gehöre ich auch zum äußeren Zirkel der Druiden. Als Handwerker kann ich dir sagen, dass es unsere Taten sind, die uns ausmachen. Also...die, die andere sehen, wenn wir ihnen helfen ihre Hütte zu reparieren. Aber auch die, wenn wir ungesehen in den Wäldern eine wild gewordene Bestie zur Strecke bringen müssen. Jede Tat hat seine Konsequenzen. Mag sein, dass ich dir weniger bei Fragen zur Magie oder der Natur weiterhelfen kann, aber ich kann dich vielleicht Lehren mit den Konsequenzen zu leben und so auch mit dir selbst.“, stellte sich der Myrtaner vor und meinte damit unter anderem auch die eigenen Entscheidungen, die er hatte treffen müssen und die Verluste, die er erlitten hatte. Auch wenn es nicht immer leicht war, so hatte er doch weiter gemacht und nicht aufgegeben. Und er wünschte sich, dass auch Zarra sich so durch schwere Zeiten kämpfen würde. Wer wusste schon, was auf die junge Frau noch wartete!
    Also Melford beendet hatte, warf er einen Blick zum Nächsten und machte diesem Platz. Es war Zeit, dass Zarras zukünftiger Lehrmeister das Wort erhob.

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    Dr. Spirituum Naturalium  Avatar von Maris
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    Maris ist offline

    Steinkreis in den tiefen Sümpfen

    Es war erhebend, diesen Augenblick mit bekunden zu können, der zugleich Ende und Anfang war. Die behütete Sumpfjungfer starb in diesem Steinkreis, hinfort gerissen von den ungezähmten Fluten der Magie, die den gesamten Sumpf durchzogen wie ein wilder Ozean. Was zurückblieb, war die Libelle, die neugeboren ihre Flügel entfaltete. Nun, da sie den Bund angenommen und ihr Gleichgewicht gefunden hatte, wurde Zarra die Ehre zuteil, von der gesamten Gemeinschaft derer willkommen geheißen zu werden, die ebenfalls diesen Weg gegangen waren und immer noch hier am Baum weilten. Einer nach dem Anderen stellten sie sich ihrem jüngsten Mitglied vor, und auch Maris erfuhr noch Neues über die Anderen im Bunde. Schließlich war nur noch er übrig, der das Mädchen auf ihrem Weg begleiten würde – falls sie und ihre Großmutter damit einverstanden waren. Maris sah auf Runa hinab, die das Ritual und die Vorstellungen mit großen Augen mitverfolgt hatte, legte ihr lächelnd die Hand auf die Schulter und trat dann mit feierlicher Miene vor.

    „Ich bin Maris al-Shedīmī, der Löwe, Sohn und Hüter der Wüste, und gehöre zum mittleren Kreis. Oft bin ich nicht im Schatten des großen Baumes zu finden, denn meine Familie und ich“, er deutete mit einem Kopfnicken in Runas Richtung, „leben unter den Menschen der Stadt in Stewark. Meine Wurzeln liegen aber in den Weiten der Wüsten von Varant, und die Natur abseits der Wälder ist mein Gebiet. Ich kann dich auf deinen ersten Schritten begleiten und dir den Weg weisen, um dich in dem neuen Leben zurechtzufinden, das dir eröffnet wurde. Ich sehe Vergangenes und Zukünftiges, wenn das Schicksal einen Blick durch den Schleier zulässt. Und außerdem backe und koche ich recht passabel – für ein ordentliches Mahl kannst du dich also gern an mich halten. Sei willkommen in unserer Mitte, Zarra al-Yaʿasūbī“, stellte er sich vor und begrüßte sie mit dem Namen, den man ihr als Mitglied der Libellensippe in seiner Heimat gegeben hätte.
    Maris ergriff Zarras Hand und schloss sie in die seinen ein. „Bewahre, Zarra. Bewahre, was dir wichtig ist. Und vertraue darauf, dass das Schicksal dir deinen Weg offenbaren wird, auch wenn du manchmal nicht mehr als den nächsten Schritt siehst.“
    Er nickte ihr seine Worte bekräftigend zu und trat zurück an die Seite seiner Tochter. Damit hatte nun auch der Letzte von ihnen das Wort an Zarra gerichtet und sie willkommen geheißen. Nun gehörte sie zu ihnen.

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